Käp-
Obersaehsen.
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kristei, fabelhaft reich dekorirt, mit zwei ganz in Bildwerk auf-
gelösten Säulen eingefasst. Auch das kleine südliche Portal der
Kirche zeigt dieselbe spielende Eleganz. Endlich gehören in die-
selbe Zeit die Apostelstatuen an den Pfeilern des Schiffes, höchst
bedeutende Gestalten im grossartigsten Stil Dürefscher Kunst,
machtvoll in der Ausprägung der Charaktere, die Gewänder in
dem knittrigen Stil, der damals namentlich in Nürnberg herrschte!)
Die reichen Baldachine, unter welchen sie stehen, sind im
Wesentlichen noch gothisch und nehmen kleine Consolen auf,
welche Statuetten von Propheten tragen. Hier mischen sich
Formen der Renaissance ein, namentlich aber sind die grossen
Consolen der Hauptfiguren in elegantester Weise mit Voluten
und Ornamenten des neuen Stils dekorirt. Von dem Baue Albrechts
stammen endlich die Halbrundgiebel, welche die Kirche an der
Aussenseite bekrönen und ihr ein so seltsames Gepräge geben.
Hoch auf ziemlich steilem Ufer über der Saale aufragend, sieht
der Dom mehr einem weltlichen als einem kirchlichen Gebäude
gleich. Die beiden Thürme, welche Albrecht an der Westseite
hinzufügte, waren in der Hast so unsolide ausgeführt, dass man
sie 1541 abtragen musste?) Bald darauf (1529) führte der bau-
lustige Fürst die Alte Residenz neben dem Dome auf, die
freilich, jetzt arg verbaut und entstellt, wenig von ihrem ursprüng-
lichen Glanze bewahrt hat; Man sieht zwei grosse Bogenportale,
jedes mit einem kleineren Pförtchen zur Seite, in einfachen
Frührenaissanceformen. Die Rahmen der Pilaster und Bögen
haben eingelassene Schilde, die an dem einen Portal ungeschickter
Weise sogar über die Umfassung hinausgreifen. Der weite,
unregelmässige Schlosshof muss ehemals einen bedeutenden Ein-
druck gemacht haben. Im Erdgeschoss sind noch Theile des
Säulenganges erhalten, welcher mit weitgespannten gedrückten
Bögen von 16 F. Axe das Ergeschoss umzog. Die stark geschwell-
ten Säulen haben schlichte Frührenaissanceform.
Völlig mittelalterlich dagegen ist die gewaltige Ruine der
von Erzbischof Ernst (s. o.) erbauten Moritzburg, die am völlig
gothisch behandelten Wappen 3) des Einganges die Jahrzahl 1517
1) Der Eindruck dieser herrlichen Werke leidet empfindlich durch die
abscheuliehe Zopfdecoration von Palmzweigen und Draperien über den
Arkaden, welche die ganze Kirche verunstalten. 2) Von der ursprüng-
lichen Pracht der Ausstattung dieser Kirche, die Albrecht mit Reliquien,
Prachtgefassen, iiandrischen Teppichen und Kostbarkeiten jeder Art ver-
schwenderisch begabte, giebt das Gedicht des Sabinus (abgedr. bei May,
a. a. 0. Beil. XLVI) lebendige Anschauung. 3) Nicht in Renaissance-
formen, wie man wohl behauptet hat.
Kugler, Gesch. d. Baukunst. V. 52