Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

Kap- 
Obersachsen. 
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eingelassener Kugel, die Gesimse mit ihren kräftigen Consolen, die 
Erker mit ihren Pilastern und Reliefs, rechts Fürstenportraits, 
links die Geschichte des Sündenfalles, endlich die maassvoll be- 
handelten Giebel, welche dem Dache vorgesetzt sind und gemalte 
Ornamente zeigen, das Alles zeugt von einer überwiegend klassi- 
zistischen Behandlung, doch ohne Trockenheit. An Feinheit der 
Ausführung ist übrigens die Dekoration der Erker der am Fürsten- 
hause zu Leipzig untergeordnet. 
Im Innern führt die breite Wendeltreppe zu einer herrlichen 
grossen Halle mit reich gegliederter Balkendecke auf kannelirten 
ionischen Holzsäulen. Auch die Kopfbänder sind als antikisirende 
Consolen behandelt. Mehrere prächtig dekorirte Thüren, Kamine 
und eine Tribüne für die Musiker schmücken diese ansehnliche 
Halle. _Ueber der Thüre zum Rathssaal liest man das bedeutsame 
Motto: Blandis verbis et atrocibus poenis. Das Rathszimmer 
selbst hat ähnlich reiche Decke wie der Vorsaal, die Fenster- 
rahmen sind auf kraftvolle ionische Säulen gestützt, die Portale 
ungemein reich geschnitzt, mit Hermen und Karyatiden eingefasst, 
über dem einen der thronende Weltrichter. Ein anstossendes 
Gemach, das auf den Erker hinaus geht, zeigt einfachere Behand- 
lung an Decke und Fenstern, aber ähnliche Portale. 
Das Schloss, eine ausgedehnte Anlage, deren Entstehung in's 
Mittelalter hinaufreicht, ist mit Ausnahme der reichen spät- 
gothischen Kapelle ohne künstlerisches Interesse. Nur im innern 
Schlosshof sieht man den Ansatz einer dreistöckigen Arkade, von 
der jedoch nur zwei Systeme ausgeführt sind: im Erdgeschoss 
Rustika mit übertrieben geschwellten dorischen Säulen, die beiden 
oberen Stockwerke mit iiachgedrückten Bögen, im ersten Stock 
auf toskanischen Säulen, im zweiten auf Pfeilern, die mit ähnlichen 
Halbsäulen bekleidet sind, eine Arbeit der Zeit um 1600 ohne be- 
sondere Feinheit. Auch der damit verbundene Treppenthurm und 
das Portal desselben ist nur Mittelgut. 
Halle. 
Unter den Städten dieses Gebiets, welche eine selbständige 
Rolle spielen, ist vorzüglich Halle zu nennen. Schon seit dem 
13. Jahrhundert hatte die Stadt durch ihre Salzwerke solche Be- 
deutung erlangt, dass sie mit den Erzbischöfen von Magdeburg 
hartnäckige Fehden durchfeehten und sich 1435 gegen ein starkes 
Heer des Erzbischofs Günther und des Kurfürsten von Sachsen 
behaupten konnte. lhr Wohlstand nahm im Laufe des 15 Jahr-
	        
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