Altenburg.
Seit 1445 den Kurfürsten von Sachsen zugetheilt, die eine
Zeit lang dort residirten, entwickelte die Stadt Altenburg im
Lauf des 16. Jahrhunderts eine rege Bauthätigkeit, welche schon
früh zur Aufnahme der Renaissance führte. Zuerst treten die
Formen des neuen Stils an dem grossen Hause der Sporergassc
N0. 1 uns entgegen. Es hat ein Portal vom Jahre 1531 in
schlichten frühen Renaissanceformen, die einrahmenden Pilaster
mit flachen Kugeln geschmückt, ähnlich den älteren Fenstern
am Schloss zu Dresden, die Bekrönung ein Bogenfeld mit muschel-
artiger Dekoration, ebenfalls mit Kugeln besetzt. An den Fenstern
und dem breiteren Thorwege zeigen sich noch die durch-
schneidenden Stäbe der Gothik. Ein anderes ebenfalls unbedeu-
tendes Portal vom Jahr 1537 findet sich in derselben Strasse
N0. 18. Es trägt die bekannte Inschrift: Verbum domini manet in
aeternum. Dazu: Amen dico vobis ego sum ostium ovium. In
derselben Strasse N0. 2 ein Portal des späteren Stiles mit Seiten-
nischen, 1569 erbaut, 1605 im Fries umgestaltet.
Das Hauptwerk ist aber das Rathhaus. Es wurde 1562
begonnen, im Frühling des folgenden Jahres unter Dach gebracht
und am 10. November 1564 äusserlich durch Aufsetzen des
Thurmknopfes vollendet. Die Hauptleitung des Baues hatte der
als Erbauer des Schlosses zur fröhlichen Wiederkunft bekannte
fürstliche Baumeister Nicolaus Grolunann zu Weimar, von dem auch
der Entwurf herriihrte. Die Bildhauer-arbeiten wurden durch Hans
Werner und Caspar Büschel aus Chemnitz ausgeführt!) Es ist
ein stattlicher reich behandelter Bau von edlen Renaissanceformen,
(Fig. 220) mit gewaltigem rings abgewalmtem Dach bedeckt, an der
Vorderseite mit einem polygonen Treppenthurm ausgestattet, auf
beiden Ecken gegen den Markt mit den ausgekragten halbrnnden
Erkern geschmückt, welche in ähnlicher Anlage und Dekoration
zuerst in Torgau vorkommen, und in ähnlicher Weise am Fürsten-
hause zu Leipzig auftreten. Das Untergeschoss des Thurmes ist
in der damals beliebten Weise rechtwinklig angelegt und mit
einer Altane geschlossen. Das Hauptportal sowie zwei andere
Portale sind mit ionischen Säulen eingefasst und mit zahlreichen
Inschriften geschmückt. Auch der Unterbau hat eine Umrahmung
von sehr lang gezogenen kannelirten Säulen derselben Ordnung.
Die Fenster mit den eingekerbten Rahmen und einem Giebel mit
des Rathh. zu Altenburg (1864) S.
Gesch.