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III.
Buch.
Renaissance in Deutschland.
führtes, reich vergoldetes Eisengitter schliesst den Chor ab. Eine
der schönsten und reichsten Arbeiten dieser Art, voll Schwung
der Phantasie und von grösstei- Mannigfaltigkeit ist das innere
Gitter des Chores. Diese Gitter sind von Hans Weber und Hans
Klencke, Schlossermeistern in Dresden, für 325 Gulden gefertigt
und 1595 aufgestellt werden!) Im Schiff" der Kirche ist neben
der phantastischen als prachtvolle Blume durchgeführten früheren
Kanzel eine zweite in eleganten Renaissaneeformen mit tüchtigen
Reliefs zu erwähnen.
In Zwickau sind keine Bauten der Renaissance erhalten, aber
in der stattlichen spatgothischen Marienkirche zählt die Kanzel
vom Jahr 1538 zu den zierlichsten Werken der Frührenaissance.
Der Pfeiler, auf welchem sie ruht, zeigt noch gothische Behand-
lung, aber die Thür mit den hübschen Pilastern, die Brüstung
mit den geschweiften Saulchen, die reiche Ornamentik, noch dazu
bemalt und vergoldet, gehört dem neuen Stil. Ausser zwei kleinen
aber trefflich gearbeiteten Kronlenchtern von Messing und den sehr
eleganten einarmigen Wandleuchtern von demselben Metall sind
die Rathsherrnstühle unter der Orgel, 1617 von Paul Corbian ge-
arbeitet, mit ihren eleganten Figuren und Intarsien bemerkenswerth.
Sodann am Begräbniss des Obersten Bose das 1678 gefertigte
prachtvolle Eisengitter, reich vergoldet und mit Masken, Blumen,
kleinen Gemälden ausgestattet.
Leipzig-
Gegenüber den Städten, welche nur als Residenzen durch
fürstliche Macht ihre Bedeutung erlangt haben, tritt Leipzig uns
von Anfang als eine Stadt entgegen, die ihre Blüthe dem Bürger-
thum verdankt. Durch ihre centrale Lage schon früh für den
Handelsverkehr zwischen dem Norden und Süden, dem Westen
und Osten von grosser Bedeutung, hatte die Stadt bereits seit dem
12. Jahrhundert in ihren von allen Seiten besuchten Messen
wichtige Mittelpunkte für den Welthandel gewonnen. Auf den
Höhepunkt ihres Ansehens gelangte sie, als während der Schreck-
nisse der Hussitenkriege, welche die meisten Städte der Umgegend
verwüsteten, sie sich hinter starken Festungswerken als sicherer
Schutz für Menschen und Güter erwies?) Der unablässige Eifer ihrer
Bürger wusste die Vortheile der Lage und der Verhältnisse nach
1) Dr. J. Schmidt a. a.
Stadt Leipzig. I. 372 if.
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Grosse ,
Gesch.
der