bezeichnet, ein Portal von anderer, einfacherer Composition, aber
nicht minder reich und schwungvoll ornamentirt; die breiten Flächen
der Archivolten mit Akanthusranken, in den Zwickeln Medaillon-
bilder, oben als Krönung frei verschlungenes Laubwerk von
schöner Zeichnung, dazwischen das Wappen der Stadt. lm Innern
bewahrt das Hauptgeschoss ein Zimmer mit prachtvoller Holz-
balkendecke, die Balken tief ausgekehlt, in mittelalterlicher Be-
handlung, in der Mitte eine phantastisch geschnitzte Renaissance-
säule, über deren korinthisirendem Kapitäl die mächtigen Kopf-
bänder elegant in Rosetten auslaufen und an den Seiten mit Laub-
werk und Drachen dekorirt sind. Rings um die Wände zieht sich
auf halber Höhe ein Gesims auf Consolen. Der Rahmen der Thür
ist mit Blattranken im Stil der Frührenaissance geschmückt.
Zahlreiche kleine Portale verrathen den Einfluss von Dresden,
sowohl in der Anlage wie in der zierlichen Ausbildung. Das
schönste dieser Art ist Rittergasse N0. 519, mit geistvollen Arabes-
ken geschmückt, oifenbar vom Meister des Kaufhauses. Mehrere
den Dresdner Portalen verwandte, mit Sitznischen an den Seiten,
die Archivolten reich gegliedert, sieht man Kirchgasse 357; ganz
ähnlich Rittergasse 515; etwas reicher Kleine Rittergasse 689;
wieder abweichend, die Archivolten mit Laub und Früchten dekorirt,
Burgstrasse 628; mit feinen Arabesken, ähnlich wie 519, nur ein-
facher und mit kräftig geschnitzter Hausthür am Marktplatz 286.
Unzählige Häuser zeigen noch die für das Auge so erfreuliche,
die Facade wirksam belebende Profilirung der Fenster mit Hohl-
kehlen und Rundstäben, wie sie das Mittelalter ausgebildet hat.
Giebel kommen nur ausnahmsweise vor; ein riesig hoher in derben
Barockformen Ecke der Burgstrasse und Weingasse mit diagonal
gestelltem Erker, der sehr energisch mit Pilastern und Metall-
ornamenten dekorirt ist, die Fenster der Hauptfacade reich und
originell in diesem Stil umrahmt. Gleich daneben in der Burgstrasse
zwei einfachere Erker, rechtwinklig in der Mitte der Facade aus-
gebaut, den Dresdner Erkern verwandt.
Das Rathhaus ist ein schlichter mittelalterlicher Bau von
1510 mit gothisch proiilirten Fenstern. Ein viereckiger Thurm
tritt ungefähr in der Mitte der dem Markte zugekehrten Langseite
vor. Ein Erker von 1578 in derben Formen der Spätrenaissance
ist auf zwei klotzigen Kragsteinen vorgebaut, die von Löwenköpfen
getragen werden. Im Giebel ein stark herausragender Kopf. Um
dieselbe Zeit hat wahrscheinlich das Rathhaus seine hohen kräftig
geschweiften Giebel mit aufgesetzten Pyramiden erhalten.
Von den prachtvollen Fürstengräbern im Chor des Doms ist
schon oben (S. 87) die Rede gewesen. Ein kraftvoll durehge-