788
III.
Buch.
Renaissance in Deutschland
Fries endlich mit Reiterkämpfen voll Geist und Schönheit. Am
nordöstlichen Treppenhause liest man 1549, am nordwestlichen
1550. Es sind also Theile des von Kurfürst Moritz ausgeführten
Baues, als deren Architekten wir Hans Dehn den Rozhfelser kennen
gelernt haben. Die beiden andern Treppen bei H und J sind minder
stattlich angelegt und minder reich geschmückt, haben aber eben-
falls an den Ecken Pilaster mit eleganter Dekoration aus derselben
Zeit. Dass die Ausführung aller dieser Werke von welschen Stein-
metzen herrührt, haben wir bereits erfahren. Endlich gehört dahin
die Bogenhalle, welche sich an der Mitte des nördlichen Flügels
über dem Eingange erhebt, im Hauptgeschoss ehemals gleichfalls
geöffnet, die Bogen unten auf dorischen Säulen ruhend, in den
oberen Geschossen auf ionischen und korinthischen, während im
dritten Stock feine korinthische Säulen das Dachgesims aufnehmen.
In den oberen Hallen sieht man noch jetzt Reste farbiger Wand-
gemälde. "An der Balustrade des ersten Stockes ist die Geschichte
Josua's in wirksamen Reliefs dargestellt, in den Bogenzwickeln
Medaillonköpfe.
Ein späteres Portal bei O führt zu einem Durchgang, der links
auf eine ebenfalls spätere Treppe D, gradeaus aber auf den klei-
neren zweiten Hof K mündet. Von hier gelangt man durch die
grosse Einfahrt L auf die Schlossstrasse, welche den östlichen
Flügel des Baues begränzt. Alle diese Theile sowie die weiter-
südwestlich hinzugefügten Bauten sind späteren Ursprungs und
scheinen unter Christian I entstanden. Die ältere Markgrafenburg
war, wie aus einem alten 1622 angefertigten Modell hervorgeht,
ein weit kleinerer Bau, der den grossen Thurm A auf der nord-
westlichen Ecke hatte. Von hier zog sich ein Flügel südwärts
in der Richtung von B nach dem Flügel C hin, so dass das da-
malige Schloss ungefähr die Hälfte des jetzigen grossen Hofes ein-
nahm!) Kurfürst Moritz verfuhr, als er 1547 zur Regierung kam,
mit diesem Bau grade so, wie Franz I um dieselbe Zeit es mit
dem Louvre machte: er liess den westlichen Flügel abbrechen,
führte den nördlichen und den südlichen in westlicher Richtung
weiter fort und schloss dieselben dort rechtwinklig durch den heu-
tigen Westflügel. In die Schlossstrasse sprang aber am östlichen
Flügel in der Gegend des Treppenhauses D ein alter runder Thurm
vor, dessen Spuren man jetzt noch auf dem Trottoir daselbst er-
kennt. Er bildete damals die südöstliche Ecke des Schlosses und
findet sich noch auf dem Modell von 1622, welches den zweiten
kleineren Hof noch nicht enthält. Dagegen gehört zu den älteren
Abbild.
Weeck TafÄ
bei
desselben