richtete Thurm vom Sturmwinde niedergeworfen werden konnte!)
Inzwischen war bereits der Grund zu einem neuen Bau gelegt
worden, weiter abwärts an der nordwestlichen Ecke der Altstadt
gegen den Strom zu. Die nordwestlichen Theile des vorhandenen
Schlosses enthalten die Reste jener Anlage. An sie fügte seit 1530
Herzog Georg der Bärtige den aus der Gesammtmasse nach Norden
gegen die Elbe vorspringenden Georgentlügel. Zwanzig Jahre später
vollzog Kurfürst Moritz den durchgreifenden Umbau, welcher dem
Schlosse seine neue Gestalt geben sollte.
Der Kern der Anlage 2) gruppiit sich um einen grossen Hof
(B in Fig. 214.) Man gelangt dahin durch den Eingang A, welcher
in der nördlichen Hauptfacade unter dem grossen alten Thurme
sich befindet. Diese Facade, gegen den Fluss gewendet, machte
ursprünglich einen anderen Eindruck, als sie noch ganz mit Fresken
dekorirt war und noch nicht durch die später vorgebaute katho-
lische Kirche verdeckt wurde. In diesem Nordflügel bei E lag die
ehemalige Schlosskapelle, deren prachtvolles Portal später an die
Sophienkirche versetzt und erst ganz kürzlich abgetragen wurde,
um in einem Schuppen der sicheren Zerstörung anheimzufallen.
Der westliche Flügel, an welchem in der Nordwestecke ein kräf-
tiger Erker vorspringt, umschliesst die Schätze des sogenannten
Grünen Gewölbes. Das ganze Erdgeschoss ist mit Kreuzgewölben
auf Pfeilern versehen. Der grosse Schlosshof, ehemals mit Fresken
ganz ausgemalt, enthält jetzt nur in den vier Treppenthürmen und
der mittleren Loggia Reste der alten Pracht. Die Anordnung ist
die, dass bei F und G in den vorderen Ecken die beiden Haupt-
treppen liegen, polygon vorgebaut mit kraftvollen ionischen Pi-
lastern gegliedert, die Portale mit Hermen und Karyatiden ein-
gerahmt, die Flächen mit eleganten Ornamenten bedeckt (vgl. Fig.
215). Ueber dem sehr gedrückten Erdgeschoss hat die Treppe
einen Austritt auf eine von eleganten Eisengittern umschlossene
Altane. Darüber steigt das Treppenhaus mit schlanken frei korin-
thisirenden Pilastern weiter empor, und schliesst dann in der Höhe
des Hauptgesimses mit einer zweiten Altane, über welcher der
obere Aufsatz sich als Rundbau mit Kuppcldach erhebt. Die
Dekoration der unteren Theile ist nicht blos von grösster Pracht,
sondern auch in der Zeichnung und Ausführung der Arabesken,
Ranken, Putten und anderer Figuren voll Freiheit und Leben, die
Kapitale mit Füllhörnern und eleganten Sphinxgestalten, der obere
1) Vgl. Weeck Besehreib- und Vorstellung" von Dresden (1680). S. 24.
2) Die Mittheilung des Grundrisses verdanke ich der Güte des Herrn Hof-
bauraths Krüger.
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