Obersachsen.
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der grössten Pracht der Ornamentik, oben im Bogenfelde Adam
und Eva unter dem Baume sitzend (Fig. 213). Daneben ein ehe-
maliges Fenster, in derselben Weise behandelt, nur statt der
Säulen mit reich dekoriiten Pilaster-n eingefasst, darüber in einem
Giebelfelde Kains Brudermord; 1537 bezeichnetß) In derselben
Strasse No. 469 ein kleines Portal mit hübschem Doppelwappen.
Aehnliche elegant dekorirte Portale sieht man noch an mehreren
Stellen in der Ritterstrasse, der Schlossstrasse, der Fischerstrasse,
hier z. B. von 1571, ja sogar eins von 1624. Das Portal bildet.
gewöhnlich einen kleinen Bogen, mit Zahnschnitten, Eierstab und
Perlschnur Wirksam gegliedert, an den Seiten mit Nischen, welche
Sitzbänke haben und mit feiner Muschelwölbung geschlossen sind.
Auch einige kleine spätgothische Portale kommen vor; wie-sehr
sind ihnen aber die Renaissanceportale an Reiz überlegen!
Endlich hat Torgau auch ein Rathhaus von stattlicher An-
lage mit drei hohen Giebeln, neuerdings freilich stark modernisirt.
An der südwestlichen Ecke haut sich ein runder Erker aus, nach
dem Vorbilde der beiden am Saalbau des Schlosses angelegt
und auf's Reichste plastisch geschmückt. Er ruht auf zwei
Pilastern, über welchen consolenartig bärtige Männergestalten an-
gebracht sind. Elegant dekorirte Pilaster und Friese gliedern die
Flächen, und an den Fensterbrüstungen sieht man ganz oben
Kaiserbilder, dann Figuren von Tugenden, endlich die Brustbilder
eines Fürsten mit seiner Gemahlin, vielleicht Johann Friedrichs
des Mittleren, denn das Werk scheint um 1560 entstanden.
Dresden.
Dresden ist recht eigentlich in Norddeutschland als die Stadt
der Renaissance zu bezeichnen. Die Denkmäler des Mittelalters
können weder an Zahl noch an Werth sich mit den späteren
Schöpfungen messen. Noch im Ausgang des Mittelalters steht
Meissen bedeutend voran, durch seinen Dom und die gewaltige
Albreehtsburg ausgezeichnet. Erst mit dem 16. Jahrhundert erhält
Dresden als Hauptresidenz des kurfürstlichen Hofes. höhere Be-
deutung und bleibt dann Jahrhunderte lang der Sitz einer glän-
zenden Kunstthätigkeit. Das Hauptwerk der Frührenaissance ist
das Königliche Schloss.
Die Abbild. nach einer
Kngler, Gesch. d. Baukunst V.
Palmiä.
Photographie von