Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

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IH. Buch. 
Renaissance in Deutschland. 
solchen Ruf, dass sie von Fürsten und Städten in schwierigen 
Fällen um Rath gefragt wurden. So in Görlitz beim Bau des 
Rathhauses, wo man im Jahr 1519 den herzoglich sächsischen 
Baumeister von Dresden zur Entscheidung über eine angebliche 
Fahrlässigkeit des ausführenden Meisters berief (vgl. oben S. 696). 
Von Berlin wurden ebenfalls sächsische Meister wiederholt be- 
rufen, und die Arbeiten des Caspar Theiss am Schlosse dort 
legen die Vermuthung nah, dass derselbe an den Bauten in 
Dresden und Torgau seine Ausbildung erhalten. Wenigstens sind 
die runden, an den Ecken ausgekragten Erker, die offenen Gale- 
rieen, selbst die Ornamente in ihrer Zeichnung und Ausführung 
offenbar auf die sächsischen Vorbilder zurückzuführen. Später 
(1585) schickt Kurfürst August seinen Maurermeister Peter Kummer 
behufs des Schlossbaues dorthin (oben S. 708); 1604 werden 
Maurer aus Meissen verschrieben, und um dieselbe Zeit baut 
Ballhasar Benzelt aus Dresden das Haus der Herzogin im Schlosse 
(vgl. S. 709). Ebenso haben wir erfahren, (S. 730), dass Johann 
Albrecht I von Meklenburg 1554 vergeblich vom Kurfürsten August 
seinen Baumeister Caspar Voigt erbat, der damals mit dem Festungs- 
bau von Dresden und den Fundamenten zur Pleissenburg be- 
schäftigt war. 
Italienische Künstler wurden schon früher, unter Km-fürst 
Moritz, ins Land gerufen; aber es "ist doch bezeichnend, dass 
ein deutscher Meister Hans Beim der Rothfelser die Oberleitung 
des Schlossbaues zu Dresden in Händen hat, während unter ihm 
welsche Estrichschläger, Steinmetzen, Maurer und Maler thätig 
sind. In der späteren Zeit zog nun Kurfürst August fremde 
Künstler in's Land, darunter namentlich Giov. Maria Nosseni aus 
Lugano (geb. 1544), der 1575 als kurfürstlicher Bildhauer und 
Maler angestellt wird und bis zu seinem Tode 1620 grosse Ar- 
beiten ausführt. 1) Schon vorher (1563) hatte der Kurfürst nach 
Rissen der „welschen Musici und Maler" Gabriel und Benedict de 
Tola aus Brescia, Welche bei Ausschmückung des Schlosses in 
Dresden beschäftigt waren, das prachtvolle Monument seines 
Bruders Moritz für den Dom in Freiberg ausführen lassen. Ein 
niederländischer Meister Anton von Seroen hatte es in Antwerpen 
gearbeitet. Die zehn Greifen, welche die obere Platte mit der 
Statue des knieenden Fürsten tragen, mussten in Lübeck ge- 
gossen werden, da die marmornen Greifen nicht genügend waren 
die Last zu tragen. Wolf Hilger in Freiberg goss das Kruciüx, 
 Vergl. über Dies und das Folgende den werthvollen Aufsatz 
Dr. Julias Schmidt im Archiv für Sächs. Gesch. XI. Heft 1 u. 2., 
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