776
IH. Buch.
Renaissance in Deutschland.
solchen Ruf, dass sie von Fürsten und Städten in schwierigen
Fällen um Rath gefragt wurden. So in Görlitz beim Bau des
Rathhauses, wo man im Jahr 1519 den herzoglich sächsischen
Baumeister von Dresden zur Entscheidung über eine angebliche
Fahrlässigkeit des ausführenden Meisters berief (vgl. oben S. 696).
Von Berlin wurden ebenfalls sächsische Meister wiederholt be-
rufen, und die Arbeiten des Caspar Theiss am Schlosse dort
legen die Vermuthung nah, dass derselbe an den Bauten in
Dresden und Torgau seine Ausbildung erhalten. Wenigstens sind
die runden, an den Ecken ausgekragten Erker, die offenen Gale-
rieen, selbst die Ornamente in ihrer Zeichnung und Ausführung
offenbar auf die sächsischen Vorbilder zurückzuführen. Später
(1585) schickt Kurfürst August seinen Maurermeister Peter Kummer
behufs des Schlossbaues dorthin (oben S. 708); 1604 werden
Maurer aus Meissen verschrieben, und um dieselbe Zeit baut
Ballhasar Benzelt aus Dresden das Haus der Herzogin im Schlosse
(vgl. S. 709). Ebenso haben wir erfahren, (S. 730), dass Johann
Albrecht I von Meklenburg 1554 vergeblich vom Kurfürsten August
seinen Baumeister Caspar Voigt erbat, der damals mit dem Festungs-
bau von Dresden und den Fundamenten zur Pleissenburg be-
schäftigt war.
Italienische Künstler wurden schon früher, unter Km-fürst
Moritz, ins Land gerufen; aber es "ist doch bezeichnend, dass
ein deutscher Meister Hans Beim der Rothfelser die Oberleitung
des Schlossbaues zu Dresden in Händen hat, während unter ihm
welsche Estrichschläger, Steinmetzen, Maurer und Maler thätig
sind. In der späteren Zeit zog nun Kurfürst August fremde
Künstler in's Land, darunter namentlich Giov. Maria Nosseni aus
Lugano (geb. 1544), der 1575 als kurfürstlicher Bildhauer und
Maler angestellt wird und bis zu seinem Tode 1620 grosse Ar-
beiten ausführt. 1) Schon vorher (1563) hatte der Kurfürst nach
Rissen der „welschen Musici und Maler" Gabriel und Benedict de
Tola aus Brescia, Welche bei Ausschmückung des Schlosses in
Dresden beschäftigt waren, das prachtvolle Monument seines
Bruders Moritz für den Dom in Freiberg ausführen lassen. Ein
niederländischer Meister Anton von Seroen hatte es in Antwerpen
gearbeitet. Die zehn Greifen, welche die obere Platte mit der
Statue des knieenden Fürsten tragen, mussten in Lübeck ge-
gossen werden, da die marmornen Greifen nicht genügend waren
die Last zu tragen. Wolf Hilger in Freiberg goss das Kruciüx,
Vergl. über Dies und das Folgende den werthvollen Aufsatz
Dr. Julias Schmidt im Archiv für Sächs. Gesch. XI. Heft 1 u. 2.,
VOD