Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

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III. 
Buch. 
Deutschland. 
Renaissance in 
Grabmal des 1511 gestorbenen Edo Wiemken, von seiner Tochter 
Maria 1561 bis 1564 in der Kirche zu Jever errichtet. (Fig. 210). 
Es war der letzte Häuptling der drei friesischen Landschaften, 
welche den ersten gleichnamigen Herm dieses Geschlechts um 
die Mitte des 14. Jahrhunderts frei zu ihrem Herrscher gewählt 
hatten. Das Denkmal, lange Zeit verwahrlost, sodann 1825 mit 
Sorgfalt durch 0. Lasius wieder hergestellt,1) besteht in seinem 
Kern aus einem mit feinen Arabesken geschmückten marmor- 
nen Sarkophag, auf welchem der Verstorbene in voller Rüstung 
mit gefalteten Händen liegend dargestellt ist. Zu Häupten und 
zu Füssen stehen weibliche Figuren mit Schildern, deren eines 
das Jevefsche Wappen, das andere die Inschrift trägt. Das 
Ganze erhebt sich auf einem sarkophagartigen hohen Unterbau 
von Marmor, dessen schwarzmarmorne Deckplatte von sechs 
Statuen christlicher Tugenden gestützt wird, vier davon neuer- 
dings ergänzt. Sechs weinende Kindergestalten mit umgekehrten 
Fackeln sind zwischen ihnen etwas weiter rückwärts aufgestellt. 
Den untern Sarkophag schmückt ein Alabasterfries mit Dar- 
stellungen aus dem Leben Christi, weiter unterhalb ein zweiter 
Fries mit Scenen aus dem alten Testamente. Endlich sind auf 
den unteren Marmorstufen sechs liegende kleine Löwen ange- 
bracht. Dies prachtvolle Denkmal wird nun von einem in Eichen- 
holz luftig aufgeführten achteckigen Kuppelbau eingeschlossen, 
der im Chore der Kirche eine selbständige Grabkapelle bildet. 
Das untere Geschoss umgeben acht tiefe Bögen in Form von 
cassettirten Tonnengewölben, welche aussen auf kurzen gegürteten 
korinthischen Säulen, innen auf Pfeilern mit angelehnten Atlanten 
ruhen. Durchbrochene Balustraden, die äusseren von zierlichen 
Decken, die innern von Karyatiden gebildet, schliessen den Raum 
ab. Durch die weiten Bögen ist der Blick auf das Denkmal von 
allen Seiten frei gegeben. Ueber den inneren Pfeilern steigen 
acht weitere Stützen als oberes Geschoss auf, das wieder mit 
acht weiten Bögen sich öffnet und als Decke ein prachtvolles 
Sterngewölbe hat, mit Laubwerk in Schnitzarbeit geschmückt. 
Wie ein luftiger Baldachin, an den Ecken von Atlanten und 
Karyatiden eingefasst und mit reichem Consolengesims abge- 
schlossen, krönt es den ganzen Bau. An den vier Hauptseiten 
trägt es barocke Giebelaufsätze, am vorderen das Bild des Ge- 
 Die Zeichnung rührt von einer Aufnahme des liernSonnekes in 
Jever, mir durch Güte des Herrn Oberbaudirektor Laslus III Oldenburg 
sammt ausführlicher Beschreibung mitgetheilt.
	        
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