772
III.
Buch.
Deutschland.
Renaissance in
Grabmal des 1511 gestorbenen Edo Wiemken, von seiner Tochter
Maria 1561 bis 1564 in der Kirche zu Jever errichtet. (Fig. 210).
Es war der letzte Häuptling der drei friesischen Landschaften,
welche den ersten gleichnamigen Herm dieses Geschlechts um
die Mitte des 14. Jahrhunderts frei zu ihrem Herrscher gewählt
hatten. Das Denkmal, lange Zeit verwahrlost, sodann 1825 mit
Sorgfalt durch 0. Lasius wieder hergestellt,1) besteht in seinem
Kern aus einem mit feinen Arabesken geschmückten marmor-
nen Sarkophag, auf welchem der Verstorbene in voller Rüstung
mit gefalteten Händen liegend dargestellt ist. Zu Häupten und
zu Füssen stehen weibliche Figuren mit Schildern, deren eines
das Jevefsche Wappen, das andere die Inschrift trägt. Das
Ganze erhebt sich auf einem sarkophagartigen hohen Unterbau
von Marmor, dessen schwarzmarmorne Deckplatte von sechs
Statuen christlicher Tugenden gestützt wird, vier davon neuer-
dings ergänzt. Sechs weinende Kindergestalten mit umgekehrten
Fackeln sind zwischen ihnen etwas weiter rückwärts aufgestellt.
Den untern Sarkophag schmückt ein Alabasterfries mit Dar-
stellungen aus dem Leben Christi, weiter unterhalb ein zweiter
Fries mit Scenen aus dem alten Testamente. Endlich sind auf
den unteren Marmorstufen sechs liegende kleine Löwen ange-
bracht. Dies prachtvolle Denkmal wird nun von einem in Eichen-
holz luftig aufgeführten achteckigen Kuppelbau eingeschlossen,
der im Chore der Kirche eine selbständige Grabkapelle bildet.
Das untere Geschoss umgeben acht tiefe Bögen in Form von
cassettirten Tonnengewölben, welche aussen auf kurzen gegürteten
korinthischen Säulen, innen auf Pfeilern mit angelehnten Atlanten
ruhen. Durchbrochene Balustraden, die äusseren von zierlichen
Decken, die innern von Karyatiden gebildet, schliessen den Raum
ab. Durch die weiten Bögen ist der Blick auf das Denkmal von
allen Seiten frei gegeben. Ueber den inneren Pfeilern steigen
acht weitere Stützen als oberes Geschoss auf, das wieder mit
acht weiten Bögen sich öffnet und als Decke ein prachtvolles
Sterngewölbe hat, mit Laubwerk in Schnitzarbeit geschmückt.
Wie ein luftiger Baldachin, an den Ecken von Atlanten und
Karyatiden eingefasst und mit reichem Consolengesims abge-
schlossen, krönt es den ganzen Bau. An den vier Hauptseiten
trägt es barocke Giebelaufsätze, am vorderen das Bild des Ge-
Die Zeichnung rührt von einer Aufnahme des liernSonnekes in
Jever, mir durch Güte des Herrn Oberbaudirektor Laslus III Oldenburg
sammt ausführlicher Beschreibung mitgetheilt.