Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

XIV. 
K31) 
Die norddeutschen Küstengebiete. 
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am Stadthaus zu Antwerpen sich Wiederholendes Motiv. Mitten 
durch den Ball führt die Hauptstrasse, die deshalb sich mit einem 
mächtigen, etwas vertretenden Bogenportal als Durchgang charak- 
terisirt. Dieser wird wirksam durch einen mit dem Hauptgeschoss 
in Verbindung stehenden Balkon abgeschlossen. Ein reich mit 
Wappen "und Figuren geschmückter Dachgiebel markirt auch 
nach oben die Mitte der Facade; darüber ragt aus dem rings 
abgewalmten hohen Dach ein in Holz construirter viereckiger 
Thurm auf, nach oben mit achteckigem Aufsatz und darüber 
wieder mit einem Glockenstuhl und schlanker Laterne bekrönt. 
Von den Galerieen des Thurmes geniesst man einen prächtigen 
Blick über die weitgestreckten Marschlande und die Meeresbucht 
des Dollart. Der ganze ansehnliche Bau ist an der Faeade in 
Quadern, an der Rückseite in Backstein aufgeführt; nur die obere 
Galerie, sowie der Uhr- und Glockenthurm sind in Holz con- 
struirt. Die feinen Ornamente und Skulpturen am mittleren 
Dachgiebel zeugen von einer geschickten Hand. Auch hier spielen 
die schmiedeeisernen Blumen als Krönungen eine Rolle. 
Der Eingang zum oberen Geschoss liegt in dem kleinen zier- 
liehen Portal neben dem grossen Thorwegc. Es hat eine kräftig 
geschnitzte Thürund einen Löwenkopf als Thürklopfer. Die 
Treppe zeigt Netzgewölbe ohne Rippen, aber getheilt durch Quer- 
bögen, welche auf hübschen Renaissanceconsolen ruhen. Diese, 
so wie die Gurte und das Geländer schimmern von Gold und 
Farben. In den Ecken des Treppenhauses ist zweimal auf einer 
elegant durchgebildeten Console ein Schränkchen mit Glasthür 
als Lichtständer angebracht. Der obere Vorsaal ist jetzt weiss 
getüncht und hat nur einige alte Gemälde mit kräftig geschnitzten 
Rahmen und einen zierlichen Messingleuchter als Ausschmückung. 
Die Balken der rohen Bretterdecke ruhen auf hübsch dekorirten 
Consolen. In dem anstossenden Vorzimmer sieht man einen fein 
geschnitzten Schrank aus jener Zeit. Der Sitzungssaal ist ganz 
modernisirt, das Innere überhaupt nicht mehr von Bedeutung. 
Sehenswerth sind aber mehrere ausgezeichnete silberne Renaiss 
sancegefässe: eine Fruchtschaale, Waschschüssel und Kanne, drei 
prachtvolle Pokale und ein als Schiff gestalteter Becher. Eine 
zuerst steinerne, dann hölzerne Wendeltreppe führt in das zweite 
Geschoss, dessen ganzer Raum durch eine grosse Sammlung 
alter, zum Theil künstlerisch werthvoller Waffen ausgefüllt wird. 
Ein gediegener Bau derselben Zeit ist die Brücke, welche 
in der Axe des Rathhauses über den Fluss führt, mit fünf Bögen 
in Backstein errichtet, aber mit reichem Sandsteinschmuck von 
Wappen, Fruchtschnüren und Masken dekorirt. Auch die Neue 
Kugler, Gesch. d. Baukunst. V. 49
	        
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