Kap. XIV.
norddeutschen Küstengebiete.
Die
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Denselben Stil ündet man an einem Hause der Langen Strasse
N0. 14; der Giebel ebenfalls barock geschweift. Leider sind
diese Hauser meist mit Oelfarbe überstrichen, wodurch die reiche
farbige Wirkung im Gegensatz des Backsteins zu dem Sandstein
aufgehoben wird. So zeigt es z. B. auch das Haus am Markt
N0. 9, besonders zierlich in den Verhältnissen, die Quader mit
den beliebten Sternornamenten, die krönenden Pyramiden auf
grotesken Masken. Ganz intakt dagegen ist ebendort No. 16,
wo trotz der späten Jahrzahl 1651 dieselben Elemente in Com-
position und Ausschmückung festgehalten sind. Dazu kommt ein
Erker, der freilich später in Rococoformen umgestaltet worden.
Die oberste Bekrönung des Giebels bildet eine schöne Blume
von Schmiedeeisen. Aehnliche findet man noch mehrfach in
gleicher Weise verwendet. Eine stattliche Backsteinfacade, nur
mit Sandsteinumrahmung der Fenster und mit einem ebenfalls
in Quadern vorgebauten Erker, der jedoch blos das Erdgeschoss
und den ersten Stock begleitet, sieht man in der Langen Strasse
N0. 127. Von derselben einfachen Art sind ebendort N0. 124
und 126. Ein mächtiges Giebelhaus von Backstein, aber mit
Quadergliederungen, die durchweg reiche plastische Dekoration
zeigen, in derselben Strasse N0. 112. Dasselbe gemischte System,
wenn- auch nicht mit dem vollen plastischen Reichthum, ebendort
an N0. 16. Vereinzelt kommen auch Fagaden vor, welche ahn-
lich den Danziger Häusern ganz aus Quadern errichtet sind. So
das schmale hohe Giebelhaus der Langen Strasse No. 13, mit
zwei symmetrisch angebrachten Erkern, Alles in üppigen Barock-
formen ungemein energisch mit Säulen, Hermen, Muschelwerk
und stark geschweiften Voluten dekorirt. Es trägt die Jahr-
Zahl 4
Ziehen wir eine Parallele der drei grossen norddeutschen
Seestädte, deren Privatbau der Spatrenaissance angehört, so zeigt
Danzig die reichste Blüthe und die vollständigste Aufnahme des
durch die Renaissance eindringenden Hausteinbaues. Lübeck
dagegen beharrt bei seinen überlieferten Ziegelfacaden und be-
gnügt sich, denselben durch prachtvolle Portale in Sandstein
einen zeitgemässen Schmuck zu geben. Bremen endlich nimmt
eine mittlere Stellung ein, indem es drei verschiedene Systeme
in Anwendung bringt: die Backsteinfacade mit sparsamer Be-
nutzung von Haustein an den Gesimsen und Einfassungen der
Fenster; dieselbe Construktion mit vollständiger und zwar sehr
reicher Ausbildung sammtlicher Glieder in Quaderbau; endlich in
einzelnen Beispielen reine Hausteinfacaden. Ausserdem ist Bremen
die einzige von diesen Städten, welche an den Privatbauten zu-