Kap-
XIV.
Die
norddeutschen Küstengebiete.
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Arbeit zeigt die eleganten Barockformen der damaligen nieder-
ländischen Kunst. Sämmtliche drei Epitaphien werden von einem
treiflichen schmiedeeisernen Gitter umschlossen. Minder bedeutend,
aber aus derselben Epoche und Richtung ist die in Sandstein
ausgeführte Kanzel. Auch in der Pfarrkirche stammt die
Kanzel, die Empore und das Stahlwerk aus derselben Zeit, wenn
auch von geringeren Händen.
Neben solchen Schöpfungen fremder Kunst begegnet uns
gegen Ausgang der Epoche noch einmal ein Werk der ein-
heimischen zierlichen Backsteinbaukunst im Schloss zu Gade-
busch bei Schwerin. 1) Es ist die Schöpfung Herzog Christoph's,
der im Jahre 1569 nach vielen Leiden dem erzbischöflichen
Stuhle Lievlands entsagt hatte und in sein Bisthum Ratzeburg
zurückgekehrt war. Mit gebildetem Geiste und mildem Sinne
wandte er sich wissenschaftlichen und künstlerischen Bestrebungen
Zu. Diesen verdankt man den Bau des Schlosses, welcher 1570
begann und im folgenden Jahre vollendet wurde. Als Baumeister
wird Christoph Haubitz genannt, welcher seit 1549 bei den Bauten
des Herzogs Johann Albrecht als Maurermeister gedient hatte
und nach dem Abgänge der Brüder Parr (1572) zum Baumeister
desselben ernannt wurde. Dieser alte einheimische Meister griff
zu dem früheren Stile zurück und führte ein Werk auf, das in
Seinem Haupttheil noch wohl erhalten dasteht. Auf einem durch
künstliche Untermauerungen gestützten Hügel erhebt sich das
Schloss als einflügliger Bau in einem langgestreckten Rechteck
von ansehnlichen Verhältnissen. Ein vortretendes quadratisches
Treppenhaus enthält das Portal und den Aufgang zu den beiden
oberen Stockwerken. Das Aeussere ist in seinen Mauerilächen
verputzt, aber in Friesen, Gesimsen und Pilastern ganz mit Terra-
cotten geschmückt. Die Friese enthalten wie an den Schlössern
VOn Wismar und Schwerin hauptsächlich Mcdaillons mit männ-
lichen und weiblichen Brustbildern fürstlicher Persönlichkeiten,
auch römische Imperatoren in Lorbeerkränzen wie zu Schwerin,
Alles gut durchgebildet, wenn auch im Figürlichen nicht beson-
ders fein. Die Gesammtwirkung ist wieder eine reiche und
prächtige. An beiden Portalen, von denen das eine zum Treppen-
aufgang führt, sind, wohl mit Bezug auf den geistlichen Charakter
des Erbauers, in Thonreliefs der Sündenfall und die Erlösung
durch Christi Kreuzestod und Auferstehung dargestellt.
Im Innern sind zunächst die mächtigen Tonnengewölbe des
Kellers beachtenswerth, zu welchem eine Thür gleich neben dem
Das Historische bei Lisch
J ahrb.