Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

Kap- 
XIV. 
Die 
norddeutschen Küstengebiete. 
743 
Arbeit zeigt die eleganten Barockformen der damaligen nieder- 
ländischen Kunst. Sämmtliche drei Epitaphien werden von einem 
treiflichen schmiedeeisernen Gitter umschlossen. Minder bedeutend, 
aber aus derselben Epoche und Richtung ist die in Sandstein 
ausgeführte Kanzel.  Auch in der Pfarrkirche stammt die 
Kanzel, die Empore und das Stahlwerk aus derselben Zeit, wenn 
auch von geringeren Händen. 
Neben solchen Schöpfungen fremder Kunst begegnet uns 
gegen Ausgang der Epoche noch einmal ein Werk der ein- 
heimischen zierlichen Backsteinbaukunst im Schloss zu Gade- 
busch bei Schwerin. 1) Es ist die Schöpfung Herzog Christoph's, 
der im Jahre 1569 nach vielen Leiden dem erzbischöflichen 
Stuhle Lievlands entsagt hatte und in sein Bisthum Ratzeburg 
zurückgekehrt war. Mit gebildetem Geiste und mildem Sinne 
wandte er sich wissenschaftlichen und künstlerischen Bestrebungen 
Zu. Diesen verdankt man den Bau des Schlosses, welcher 1570 
begann und im folgenden Jahre vollendet wurde. Als Baumeister 
wird Christoph Haubitz genannt, welcher seit 1549 bei den Bauten 
des Herzogs Johann Albrecht als Maurermeister gedient hatte 
und nach dem Abgänge der Brüder Parr (1572) zum Baumeister 
desselben ernannt wurde. Dieser alte einheimische Meister griff 
zu dem früheren Stile zurück und führte ein Werk auf, das in 
Seinem Haupttheil noch wohl erhalten dasteht. Auf einem durch 
künstliche Untermauerungen gestützten Hügel erhebt sich das 
Schloss als einflügliger Bau in einem langgestreckten Rechteck 
von ansehnlichen Verhältnissen. Ein vortretendes quadratisches 
Treppenhaus enthält das Portal und den Aufgang zu den beiden 
oberen Stockwerken. Das Aeussere ist in seinen Mauerilächen 
verputzt, aber in Friesen, Gesimsen und Pilastern ganz mit Terra- 
cotten geschmückt. Die Friese enthalten wie an den Schlössern 
VOn Wismar und Schwerin hauptsächlich Mcdaillons mit männ- 
lichen und weiblichen Brustbildern fürstlicher Persönlichkeiten, 
auch römische Imperatoren in Lorbeerkränzen wie zu Schwerin, 
Alles gut durchgebildet, wenn auch im Figürlichen nicht beson- 
ders fein. Die Gesammtwirkung ist wieder eine reiche und 
prächtige. An beiden Portalen, von denen das eine zum Treppen- 
aufgang führt, sind, wohl mit Bezug auf den geistlichen Charakter 
des Erbauers, in Thonreliefs der Sündenfall und die Erlösung 
durch Christi Kreuzestod und Auferstehung dargestellt. 
Im Innern sind zunächst die mächtigen Tonnengewölbe des 
Kellers beachtenswerth, zu welchem eine Thür gleich neben dem 
Das Historische bei Lisch 
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