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Buch.
III.
Deutschland.
Renaissance in
Gliederung anzuwenden. Die Rippen sind z. B. als Blattkränze
charakterisirt, durchweg aber ist bei allem Reichthum das edelste
Maasshalten zu erkennen und dabei ein musterhafter Takt in der
Abstufung vom Einfachsten zum Prachtvollsten. Besonders schön
sind die Decken-der Erker ausgeführt, aber auch das südwest-
liche Eekgemach im Erdgeschoss ist überaus prächtig. Selbst
in den Hallen und Bogengängen und der Einfahrt ist Alles in
ähnlicher, wenn auch schliehterer Weise mit Stuck dekorirt. Man
kann nicht genug beklagen, dass solche Schätze bis jetzt in
Deutschland so gut wie unbekannt waren, während sie in vollem
Maasse eine sorgfältige Aufnahme verdienten.
Das Güstrower Schloss steht in seiner Anlage und Aus-
schmückung unter den meklenburgischen Bauten jener Zeit ver-
einzelt da, Zeuge eines fremden Einflusses, der auf die Persön-
lichkeit seines Baumeisters zurückzuführen ist. Weitere Spuren
fremder Kunstrichtung finden wir im Dom zu Güstrow in den
Prachtgräbern der meklenburgischen Fürsten, welche die Nord-
wand des Chores einnehmen. Sie wurden-im Auftrage des Her-
zogs Ulrich durch einen niederländischen Meister Philipp Brandm
von Utrecht von 1576 bis 1586 ausgeführt. Derselbe Meister
hatte schon früher zugleich mit einem anderen Steinhauer Conrad
Floris, offenbar ebenfalls einem Niederländer, mehreres für Her-
zog Johann Albrecht in Schwerin gearbeitet. Es handelt sich in
Güstrow zunächst um ein prachtvolles marmornes Epitaphium
des Herzogs Ulrich und seiner Gemahlinnen Elisabeth und Anna.
Die Gestalten, aus Weissem Marmor gearbeitet, knieen hinter-
einander an reichen Betpulten, in vergoldeten Prachtkostümen,
in einer gewissen Steifheit der Haltung, doch nicht ohne Lebens-
frische aufgefasst. Wahrheit und Glaube als Karyatiden bilden
die architektonische Einfassung und tragen das phantastisch ge-
krönte Gesimse, an welchem weitere Figuren von Tugenden an-
gebracht sind. Dazu prächtige Wappen und ein ganzer Stamm-
baum, dies Alles auf schwarzem Marmorgrund mit zahlreichen
goldnen Inschriften und Emblemen. Am Fries obendrein Reliefs,
das Ganze von höchster Opulenz. Von derselben Hand ist offen-
bar das kleinere Epitaph der Herzogin Sophia (T 1575). Sie
liegt betend auf einem Sarkophag, toskanische Säulen bilden die
Einfassung und tragen ein barockes Gesimse, in dessen Krönung
Christus als Salvator erscheint. Daneben reiht" sich östlich das
dritte grosse Werk an, mit 1'574 bezeichnet, ein riesiger Stamm-
baum der meklenburgischen Fürsten, freilich nur aus Sandstein,
aber reich vergoldet. Prachtvolle korinthische Säulen fassen das
Ganze ein und tragen das Gebälk. Auch diese bedeutende