Kap. XIV.
Die norddeutschen Küstengebiete.
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Sie bestanden aus vergoldeten Rosetten, welche in Berlin auf
Leinwand gemalt und dann an Ort und Stelle befestigt wurden.
Der Fürstenhof war nicht der einzige Bau, welchen Johann
Albrecht ausführte. Als er den Thron bestieg, fand er sämmb,
liehe fürstliche Schlösser klein, unwohnlich und durch lange Ver-
wahrlosung verfallen. Schon 1550 stellte er seinem alternden
Üheim Herzog Heinrich die Nothwendigkeit von Neubauten vor,
"damit es nicht so gar sehimpflich stehe und ihnen zum Spott
gereiche." Der alte Herzog meinte aber, er habe sich bei seinem
Beilag-ei- mit den vorhandenen Gebäuden beholfen und könne,
namentlich bei bevorstehender Erndte, sich auf nichts weiter ein-
lassen. Kaum hatte daher Johann Albrecht den Fürstenhof in
Wismar prachtvoll erneuert, so begann er mit seinem Bruder
Ulrich weitere Neubauten der Schlösser von Schwerin, Dömitz
und Güstrow, mit welchen zugleich umfassende Befestigungs-
Werke verbunden waren. Zu den umfangreichsten Werken gehörte
vor seiner neuesten Umgestaltung das Schloss von Schwerin,
Schon durch die unvergleichliche Lage auf einer Halbinsel des
anmuthigen, von Laubwald eingefassten Schweriner Sees, von
unvergleichlicher Wirkung. Das alte Schloss, jetzt durch einen
V011 Demmler im Stil Franz' I begonnenen, durch Stüler und
Strack im modernen Berliner Geschmack vollendeten Neubau
Verdrängt, bestand seinen wichtigsten Theileu nach aus Bauten
des 16. Jahrhunderts, unter denen die von Johann Albrecht I
hinzugefügten die meiste künstlerische Bedeutung hatten. 1) Der
kunstliebende Herzog liess hier dieselben Ornamente von gebrann-
136m Thon anwenden, welche sich schon am Fürstenhof zu Wismar
bewährt hatten. Seit 1555 wurde das Hauptportal mit der doppel-
teil Wendeltreppe errichtet, und von 1560 die Schlosskirche aus-
geführt, welche nach Anlage und Durchbildung von hervorragen-
der Bedeutung war. Als Baumeister wird Johann Baptista Parr
genannt, der Bruder des Franziskus Parr, welcher für Herzog
Ulrich gleichzeitig das Schloss zu Güstrovv baute und öfter auch
beim Schlossbau in Schwerin zu Rathe gezogen wurde. Ein
dritter Bruder Christoph Parr war ebenfalls an beiden Schloss-
bauten beschäftigt, und errichtete 1572 ausserdem den Fürsten-
Stuhl im Dom zu Schwerin. Ueber die Herkunft dieser Brüder
Parr ist leider aus den Urkunden nichts zu ermitteln. Dass sie
keine Norddeutsche waren, geht schon aus ihren Hochdeutsch
32 if. mit Abbildungen
neue Schloss.
Das Geschichtliche bei Lisch, Jahrb. V, S.
Grundrisses. Vergl. das Praehtwerk über das
des