Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

XIV. 
Die norddeutschen Küstengebiete. 
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sichtigen. Von dort nahm der Meister einen Polirer mit nach 
Mßklßnburg zur Vollendung der angefangenen Bauten, und am 
24: Februar 1555 konnte Johann Albrecht seine Vermählungsfeier 
mlt der Prinzessin Anna Sophie von Preussen in dem neuen 
Fürstenhof feiern. 
Der Bau gehört durch Grossartigkeit der Verhältnisse und 
edle Pracht der Ausstattung zu den hervorragendsten Werken der 
deutschen Renaissance. Um von seiner Anordnung eine An- 
schauungizu geben, fügen wir zu der Aussenansicht auf S. 187 
noch eine Darstellung der Hofseite unter Fig. 201 bei. Das 
Ganze besteht, wie man sieht, aus einem Erdgeschoss und zwei 
oberen Stockwerken. Die Verhältnisse sind grossartig, das Erd- 
geschoss hat gegen 22 Fuss Höhe, das erste Stockwerk etwa 
20 und das zweite gegen 14 Fuss. Dazu kommen die ungemein 
weiten Axen, die etwa 18 Fuss messen. Die Fagade hat sieben 
Fenster Front, aber die sämmtlich dreitheiligen Fenster sind von 
Solcher Breite, dass die Länge gegen 130 Fuss betragen mag. 
Das ganze Mauerwerk besteht mit Ausnahme der aus Dänemark 
herbeigeholten Quadern für die Fundamente aus Backsteinen. 
Nur die Hauptportale und der prachtvolle Relieffries, der das 
Erdgeschoss an beiden Facaden abschliesst, sind in Sandstein 
ausgeführt. Die Flächen des Mauerwerks jedoch hatten ursprüng- 
lich, wie es scheint durchgängig, einen Ueberzug in Putz, der 
an der Aussenseite im Erdgeschoss durch horizontale breite Fugen 
gegliedert ist. Mit feiner Berechnung hat der Künstler der Archi- 
tektur des Aeussern und der des Hofes einen wesentlich ver- 
schiedenen Charakter verliehen, indem er nach aussen den Por- 
talen und Fenstern reichere Einfassungen durch Hermen, den 
Fenstern im Erdgeschoss und im ersten Stock zierlich dekorirte 
Giebel gegeben hat. Dafür aber stattete er die Hofseite in den 
beiden oberen Geschossen mit fein geschmückten Pilastern aus, die 
am Treppenhause sogar bis in's Erdgeschoss durchgeführt sind. 
Für die Fenster selbst wählte er consequent die Dreitheilung, 
und zwar im Erdgeschoss mit Bogenabschlüssen, in den oberen 
Stockwerken dagegen mit gradlinigem Sturz. Das ganze Rahmen- 
und Pfeilerwerk der Fenster ist mit Ornamenten von Laub- 
und Fruchtschnüren bedeckt. Den Abschluss dieser reichen Or- 
llamentik, die durchgängig in gebrannten Steinen ausgeführt ist, 
bilden die beiden prachtvollen Friese, welche am Aeussern und 
Innern die Stockwerke trennen, der obere wieder aus Terra- 
cotten und zwar einer Reihenfolge von Portraitmedaillons zusam- 
mengesetzt, der untere in Sandstein ausgeführt, allem Anscheine 
nach in seinen zahlreichen bewegten Figurengruppen irgend eine
	        
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