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XIV.
Die norddeutschen Küstengebiete.
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Zu Rostock, wies das Vermögen der aufgehobenen Klöster milden
Stiftungen und vor Allem den neu begründeten Schulen zu,
sondern schuf in Rechtspflege, Verwaltung und Polizei, im Münz--
Wesen, in Einrichtungen für Handel und Verkehr die Grundzüge
eines neuen auf die allgemeine Wohlfahrt abzielenden Staats-
lebens. Nach dem Tode des treffiichen Fürsten trat Herzog Ul-
rich als Gebieter des gesammten Landes mit Kraft und Ernst in
die Fusstapfen seines Bruders und brachte das von diesem An-
gebahnte zur vollen Durchführung. Diesen beiden Fürsten ver-
dankt Meklenburg nun eine thätige Aufnahme der Renaissance,
die sich noch jetzt in glänzenden Zeugnissen erhalten hat.
Das Hauptwerk im Lande ist der Fürstenhof zu Wismar.
Die Geschichte dieser Residenz der Meklenburgischen Fürsten
Wirft grelle Schlaglichter auf das Verhalten der mittelalterlichen
Städte, auf ihren Trotz und ihren stolzen Unabhängigkeitssinn 1).
Seit 1256 hatten die Herzöge von Meklenburg in der Stadt eine
von Johann I erbaute Burg, die jedoch, als die übermüthigen
Bürger 1276 ihre Stadt mit einer Mauer umzogen, aus dem
städtischen Mauerring ausgeschlossen wurde. Nach einem Brande
des Jahres 1283 wurde die Burg zwar wiederhergestellt, aber
schon 1300 sah sich der alternde Fürst Heinrich der Pilger ver-
anlasst, um den Hauptgrund der fortwährenden Zwistigkeiten mit
den Bürgern zu beseitigen, die Burg abzubrechen und in der
Stadt auf einem ihm dafür eingeräumten Platze einen Hof zu
errichten. Dieser wurde 1310 in einer neuen Fehde mit der
Stadt zerstört, allein Heinrich II, der Löwe, des Pilgers Sohn,
setzte gegen den Willen der hartnäckig widerstrebenden Bürger-
schaft den Bau einer befestigten Burg innerhalb der Ringmauern
an anderer Stelle durch. Gleich nach dem Tode des kräftigen
Fürsten wussten jedoch die Bürger es dahin zu bringen, dass die
Vormünder seines noch minderjährigen Nachfolgers ihnen die
Burg sammt ihren Festungswerken verkauften, wogegen indess
den Her-zogen gestattetwurde, einen anderen Hof in der Nähe
der Gcorgenkirche ferner zu bewohnen. Dies ist der noch jetzt
vorhandene Fürstenhof. Von den um 1430 darin aufgeführten
Gebäuden ist schwerlich noch etwas erhalten, es sei denn dass
in dem schräg hinter den Hauptgebäuden sich hinziehenden Stall
noch ein Rest der alten Anlage stecke. Der Hauptbau besteht
aus zwei Flügeln, welche rechtwinklig zusammenstossen und mit
dem Stall einen dreieckigen Hof umschliessen. Der von Süd
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1) Vergl.
S. 5 ff.
dessen Jahrbuch
Lisch in
verdienstliche Arbeit von Dr.
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