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XIV.
Die norddeutschen Küstengebiete.
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liest man zweimal die Jahreszahl 1577. Es sind also die Theile,
Welche seit 1575 unter Herzog Johann Friedrich „durch einen
Wälschen Maurer, Antonius Ißlßilhelzn", aufgeführt wurden. Andeu-
tungen einer reicheren ehemaligen Gliederung; sind in einigen Pi-
lastersystemen am Westtlügel erhalten. Ebenso glaubt man am
östlichen Ende des Hauptbaues Spuren einer ehemaligen Arkade
Zu bemerken. Im Innern ist die gleichzeitig erbaute Schlosskirche
der wichtigste Raum: ein Rechteck mit Spiegelgewölbe, in drei
Geschossen von Arkaden mit Emporen umzogen. Im unteren
standen nach Hainhofefs Bericht „die Diener und Stadtleute, im
mittleren die Fürsten, Räthe, Junker und Pagen, im oberen die
Fürstinnen, Frauenzimmer und Mägde." Von einem früheren
Baue dagegen stammt offenbar das am östlichen Flügel einge-
setzte Wappen mit dem Namen Herzog Barnims X vom Jahre
1538. Es ist in primitiven, wenig verstandenen Renaissanceformen
ausgeführt. Ob die Bautheile, an welchen es sich befindet, noch
jenem früheren Bau angehören, ist weder mit Bestimmtheit zu
bejahen noch zu verneinen. Gewisse Umgestaltungen und Zu-
sätze abgerechnet (namentlich die Attika) ist es wohl möglich,
dass der östliche Flügel im Wesentlichen noch aus Barnims Zeiten
herrührt.
Wenn man im westlichen Flügel einen offenen Durchgang
passirt, so gelangt man in einen zweiten kleineren Hof, der sich
in derselben Tiefe, aber nur in geringerer Breite parallel mit dem
ersten erstreckt. Ein vierter stattlicher Thurm schliesst ihn an
der Nordostecke ab und beherrscht hier die Verbindung nach
aussen, während an der Südseite ein zweites Thor auf die Strasse
mündet. Auch hier herrscht grosse Einfachheit, aber eine hübsche
Tafel mit den Brustbildern Philipps II und Franz I meldet, dass
diese Fürsten den Bau 1619 als „musarum et artium conditorium"
ausgeführt haben. Es war also der für die Bibliothek und die
Kunstsammlungen des Herzogs bestimmte Bau, von welchem auch
Hainhofer berichtet. Damit schliesst hier die Bauthätigkeit unserer
Epoche ab.
Die Stadt selbst zeigt keinerlei Spuren von irgend welcher
Kunstblüthe während der Renaissancezeit.
Die übrigen Renaissancebauten Pommerns gehören über-
wiegend der späteren Zeit anl). So das Schloss zu Pansin bei
Stargard, das Schloss Pudagla auf der Insel Usedom vom Jahre
1574, das Schloss Mellenthin vom Jahre 1575, mit schönen
S. 776 ff.
bei Kugler a. a.
Die Notizen