726
Buch.
III.
Renaissance in Deutschland.
S. 98 fg.) der berühmte pommerische Kunstschrank erhalten,
welchen der Augsburger Patricier im Auftrage des Fürsten hatte
arbeiten lassen und den er, zugleich mit einem zweiten ähnlichen
Prachtwerk, dem jetzt verschollenen sogenannten Meierhof, selbst
nach, Stettin überbrachte.
Der ansehnlichste Rest von den architektonischen Schöpfungen
der pommerschen Herzoge, wenn auch in seiner jetzigen Gestalt
künstlerisch nicht eben bedeutend, ist das Schloss zu Stettin.
Seine Front mit dem Hauptportal, das übrigens einer spitteren
Zeit angehört, liegt gegen Süden. Neben dem Portal, zur Rechten
des Eintretenden, erhebt sich, aus dem Mauerkörper vorspringend,
ein viereekiger Thurm, der oben in's Achteck übergeht. Dieser
Flügel ist eben in einem völligen Umbau begriffen, wobei eine
schöne alte Holzdecke wieder zur Verwendung kommen solll).
Tritt man durch das Hauptportal ein, so beiindet man sich
in einem grossen viereckigen Schlosshofe von ziemlich regel-
mässiger Anlage, der wieder durch zwei viereckige Thürme
ein stattliches Gepräge erhält. Der eine, am westlichen Flügel
vorspringend, enthält den Aufgang zu den dortigen Räumen; der
andere, oben inis Achteck übergehend, dient als Uhrthurm. lm
Uebrigen ist der ganze Bau von grösster Einfachheit, die Flächen
verputzt, die architektonischen Glieder aber von Stein. Die
Form durchweg die einer schlichten elassicistisehen Renaissance,
die Fenster mit antikem Rahmenprofil und Deekgesims, im öst-
lichen und dem anstossenden Theil des nördlichen Flügels, die
eine besondere Bauführung zeigen, zu zweien gruppirt. Die Ab-
wesenheit aller mittelalterlichen Reminiscenzen, noch mehr aber
die Bekrönung des Ganzen mit einer hohen Attika, deren Ge-
simse durch liegende Voluten abgeschlossen wird und blos dazu
dient das Dach zu maskiren, deutet auf italienische Hand 2). Ein
schlichter Erker ist am nördlichen Ende des Westtlügels, ein
ebenfalls einfach behandeltes Doppelportal, darüber eine kleine
Loggia mit kannelirten dorischen Pilastern, im nördlichen Haupt-
flügel angeordnet. Auch die Treppe, die hier in geradem Laufe
aufsteigt, zeigt italienische Anlage. An diesen beiden "Flügeln
1) Ich habe die Decke wegen des eben begonnenen Umbaues nicht zu
sehen bekommen. Kugler, der über dieselbe (Pomm. Kunstgesch, in den
K1. Sehr. I, S. 774) berichtet, hat sie anfangs dem durch Herzog Bogislav
X seit 1503 ausgeführten Bau zuschreiben wollen; nachher aber (cbendort,
Nöte 2) spricht er Bedenken aus und meint sie doch der zweiten Hälfte
des Jahrhunderts zuschreiben zu sollen. 1) Damit stimmt denn auch die
oben gegebene historische Notiz.