Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

Kap- 
XIV. 
Küstengebiete. 
Die norddeutschen 
725 
Pommern. 
Der Boden von Pommern scheint für die Renaissance wenig 
ergiebig gewesen zu sein. Die mächtigen Städte Stralsund, Greifs- 
Wald, Stargard u. a. haben ihre entscheidende Rolle ausgespielt 
und lassen in ihren mittelalterlichen Monumenten Zeugen ihrer 
früheren Blüthe schauen. Mit der neuen Zeit beginnt auch hier 
das Fürstenthum sich zu erheben. Schon Herzog Bogislaw X 
(l 1523) sucht die fürstliche Macht zu organisiren und fester zu 
begründen. Er beruft Doctoren des römischen Rechts in's Land, 
um die neue Ordnung durchzuführeni). Unter seinen Söhnen 
Georg und Barnim X setzt sich in den Städten die Reformation 
gegen den Willen der Fürsten durch. Nach Georgs Tode (1531) 
theilt Philipp I mit Barnim die Regierung, bis ersterer 1560 stirbt 
und letzterer 1569 entsagt. Barnim, eine friedliche, den Künsten 
ergebene Natur (der übermüthige Adel verspottete ihn oft wegen 
Seiner "Spillendreherei", d. h. Liebe zum Drechseln und Bild- 
Schnitzen), ist uns besonders durch bauliche Unternehmungen be- 
deutsam. Sodann aber tritt der hochsinnige, prachtliebende und 
gebildete Johann Friedrich (1570-1600) als Förderer der Künste 
aflf. Maler, Formschneider und Kupferstecher finden Beschäf- 
tlgllng; Johann Baptista, „fürstlich pommerischer Contrefaitmaler", 
Wahrscheinlich ein Italiener, galt als der beste Künstler in Nord- 
deutschland. An Stelle des durch Brand zerstörten Schlosses zu 
Stettin liess Johann Friedrich durch einen walschen Meister seit 
1575 einen ansehnlichen Neubau autführen, der zwar im October 
des folgenden Jahres wieder durch Feuer beschädigt wurde, aber 
1577 schon seine Vollendung erhielt. Auch das Jagdschloss 
Friedrichswalde, tief im Forste unweit der Ihna, erbaute er, und die 
verfallenen Schlösser in Stolp, Lauenburg u. a. stellte er wieder her. 
Nfleh eifrigere Förderung von Kunst und Wissenschaft finden 
W1_1' sodann bei dem edlen, sinnigen Philipp II, (gest. 1618), den 
361116 religiösen Grübeleien nicht abhielten, mit warmem Antheil 
den Schöpfungen der Kunst zu folgen, Münzen, Gemälde, Minia- 
151111311 und andere Kostbarkeiten zu sammeln und für sein reiches 
Kunstkabinet einen besonderen Flügel dem Schloss in Stettin 
anzubauen. Von der feinen Sitte, welche an seinem Hofe herrschte, 
Voll der acht humanen Gesinnung und der für jene Zeit selten 
hPhen Bildung giebt uns Philipp Hainhofefs Reisetagebuch 1) an- 
Zlellenden Bericht Noch ist (im Museum zu Berlin, vgl. oben 
 Barthold, Geschichte von Rügen und Pommern IV, 2 S. 4 ff. 
2) Herausgegeben in den Baltischen Studien. II. Bd. Stettin 1836.
	        
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