Sie wurde bis 1596 durch einen holländischen Künstler, Vrede-
man de Vries aus Lcuwarden ausgeführt? Die Schnitzwerke
arbeiteteÜSimon Herle, Wahrscheinlich ein einheimischer Künstler,
und der Kamin wurde durch Wilhelm Barlh in Stein gehauen,
aber durch Vredeman bemalt und vergoldet. Blos für die Decken
zahlte die Stadt in zwei Jahren 2645 Thaler. Besonders graziös
und durch feine polychrome Behandlung ausgezeichnet ist die
Winterrathsstube, welche wiederum die Vermischung gothischer
Gewölbe mit antikisirenden Formen an Konsolen und dergleichen
zeigtl). Ein anderes Gemach, der Weisse Saal, ist erst in
jüngster Zeit mit Sterngewölben auf schlanker Granitsäule ver-
sehen worden. Dagegen gewährt die Kammereikztsse?) mit ihrer
feinen einfachen Holzdecke, dem schönen Wandgetäfel, der reich
geschnitzten Thüre von 1607 und dem bemalten und vergoldeten
Kamin von 1594 ein ebenso harmonisches als prächtiges Bild.
Auch die gleichzeitig erbaute Depositalkasseß), ein kleines ge-
wölbtes Gemach, erhält durch die reiche Wandbekleidung einen
ansprechenden Schmuck.
Um dieselbe Zeit erbaute die Stadt (1588) das Hohe Thor"),
wahrscheinlich nach den Planen und unter Leitung des Antlzony
von Obbergen aus Mecheln, der damals in Danzig Stadtbaumeister
warß) Es ist ein machtvoller aus Sandsteinen aufgeführter Bau,
in strenger Rustika mit dorischen Pilastern, sämmtliche Steine
mit gemeisseltem Laubwerk bedeckt. Die Anlage folgt den drei-
thorigen römischen 'l'riumphpforten; kräftige Consolen tragen das
Gebälk, über Welchem eine hohe Attika mit den Wappen des
Königreichs Polen, der Stadt Danzig und der Provinz West-
preussen, ersteres von Engeln, das zweite von Löwen, das dritte
von Einhörnern gehalten. Es ist ohne Frage das- grossartigste
Thor, welches die Renaissance irgendwo hervorgebracht hat.
Wahrscheinlich durch denselben Meister liess die Stadt im Jahre
1587 das Altstadtische Rathhaus erbauen. Wir haben auf
S. 205 eine Abbildung desselben gegeben, die den einfachen
Ziegelbau mit seinen kräftigen Hausteineinfassungen, den grossen
Verhältnissen, den malerischen, durch eine Balustrade verbundenen
Eckthürmchen und dem pikant silhouettirten Hauptthurme als ein
Werk niederländischen Einflusses bezeichnet. Endlich errichtete
die Stadt in derselben Epoche (1605) ihr Zeughaus, das den-
selben Stil, aber in ungleich reicherer Ausbildung zeigt. Von den
1) Abbild. bei Schultz, Nr. e. 2) Ebenda II, 16. a) Ebenda 11, n.
4) Ebenda, Dedißationsblatt. 5) Nach anderen Nachrichten (vergl.
obenyS. 667) war Hans Schneider von Lindau der Baumeister.