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III. Buch.
Renaissance
in Deutschland.
sichtigen Fürsorge des Fürsten, die jedoch in seiner Feindselig-
keit gegen die Reformation eine Schranke fand. Dagegen ge-
bührt seinem Sohn und Nachfolger, Joachim II (1535-1571),
der Ruhm, in verständigem Eingehen auf die Bedürfnisse der
Zeit und des Volkes die Reformation zur Durchführung gebracht
zu haben. Auch hier geht die kirchliche Erneuerung des Lebens
mit dem Umschwung der Kunst Hand in Hand: Joachim ist es,
der an seinen Bauten die Renaissance einführt und darin seiner
Prachtliebe einen Ausdruck schafft. Sein Sohn Johann Georg I
(1571-1598) hat zu viel zu thun, die durch seinen verschwen-
derischen Vater zerrütteten Finanzen wieder herzustellen, als dass
man von ihm eine nachdrückliche Förderung der Kunstthätigkeit
erwarten dürfte; aber indem er den wegen ihres Glaubens ver-
folgten Niederländern ein Asyl in seinem Lande eröffnet, bricht
er dem Einfluss jener in aller Kulturthätigkeit vorgeschrittenen
Nation Bahn, so dass von da ab auch in der Architektur und
den bildenden Künsten diese Einwirkung zu spüren ist. Jedoch
ein kräftigeres Aufblühen dieser Länder, eine selbständige Be-
theiligung am deutschen Kulturleben sollte erst nach den für die
Marken so tief verheerenden Stürmen des dreissigjährigen Krieges
mit dem Regierungsantritt des grossen Kurfürsten erfolgen.
Die ersten Spuren der Renaissance finden wir am König-
lichen Schlosse zu Berlin, obwohl dieselben später durch
den grossartigen Neubau Schlüters auf ein Minimum reducirt
worden sindl). Die Residenz der Hohenzollern befand sich zu-
erst seit 1357 in der Klosterstrasse, an der Stelle des jetzigen
Lagerhauses. Hier liess sich der Kurfürst Friedrich I im Jahre
1415 huldigen. Friedrich II erhielt 1442 von den Bürgern (1611
Platz auf der kölnischen Seite der Spree hinter dem Prediger-
kloster geschenkt, um sich dort ein neues Schloss zu bauen-
Dasselbe war 1451 soweit vorgerückt, dass der Kurfürst darin
seine Wohnung aufschlagen konnte. Von dieser ersten Burg
stammt noch die alte Kapelle und der runde Thurm, welche1'
sich ihr nördlich anschliesst und von seiner Bedachung 41611
Namen des grünen Hutes erhalten hat. Joachim II liess seit
1538 die alte Burg, die seiner Prachtliebe und den gesteigerten
Anforderungen der Zeit nicht mehr genügte, abreissen und durch
seinen Baumeister Kaspar Tkeiss ein neues Schloss errichten. D16
Faeade dieses Baues ist auf einem seltenen, 1592 bei Gelegen-
heit eines Feuerwerks gestochenen Blatte zu sehen. Die Durch-
und Potsdam
Beschreib. von Berlin
Das Geschichtliche in Nicolai,
1786 I. 81 ff.