Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

Kap. XIII. 
Binnenländer. 
nordöstlichen 
Die 
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die innerhalb weniger Decennien, beherrscht von einem tonan- 
gebenden Muster, den alten Theilen der Stadt ihr gemeinsames 
Gepräge gegeben hat. Der individuellen Entfaltung ist dabei 
wenig Spielraum gelassen. Auch die innere Anordnung der 
Hauser wiederholt dasselbe Motiv: einen grossen Flur mit mach- 
tigen Kreuzgewölben, der offenbar der gemeinsame Sitz des 
Lebens und Verkehrs im Hause war. Bisweilen.zieht sich eine 
Holzgalerie vor dem oberen Geschoss hin, zu welcher im Flur 
die Treppe emporführt. Dagegen sind die Höfe meist eng und 
ohne Bedeutung. An den Eckhausern wird mit Vorliebe ein 
diagonal gestellter Erker angebracht, der an der Gliederung der 
Facade Theil nimmt: ein Motiv, welches wir in Schlesien nirgend 
fanden, das aber im mittleren und südlichen Deutschland sehr 
beliebt ist. 
Eine etwas abweichende Behandlung zeigt das Haus am 
Untermarkt No. 24. Es ist ein Eckhaus mit schräg gestelltem 
Erker; die ehemalige Hausthür hat ungemein reich dekorirte ko- 
rinthisehc Pilaster und hübschen Akanthusfries. Die Gliederung 
der Facade bietet die Variante, dass nicht die Fenster, sondern die 
Wandfelder mit ionischen Halbsäulen (statt der sonst herrschenden 
Pilaster) gegliedert sind. Allein die gar zu lang gestreckten 
schmachtigen Schäfte geben dem an sich werthvollen Motiv eine 
verkümmerte Erscheinung. Am Erker, wo toskanische Halbsaulen 
auf Untersätzen angebracht sind, ist das Verhaltniss zusagender. 
Solche Halbsäulen kommen dann noch einmal Pctersstrasse No. 17 
vor, jedoch in günstigerer Anordnung als Einfassung der Fenster- 
reihen in den drei oberen Geschossen. 
Mehrfach finden sich recht zierlich gearbeitete Portale, die 
das Motiv der Seitennischen in mannichfacher Weise aufgefasst 
und verarbeitet zeigen. Ein sehr elegantes Petersstrasse No. 10 
mit reicher Ornamentik: Blattranken, Rosetten, Köpfe und anderes 
Figürliche. lm Flur dieses Hauses ruhen die Kreuzgewölbe auf 
eleganter korinthischer Säule. In derselben Strasse No. 9 ein 
kleines Portal, in schlichter, aber kraftvoller Behandlung. Ein 
überaus elegantes, reich dekorirtes ebenda No. 8 vom Jahre 1528, 
also wieder zu den frühesten Werken gehörend. Es wird von 
einem Architrav bekrönt, der die hier an allen Portalleibungen 
mit Vorliebe verwendeten Rosetten an der Unterseite hat und 
ausserdem durch Zahnsohnitt, Eierstab und Herzblattfries fein 
gegliedert wird. Darüber erhebt sich ein halbrundes Bogenfeld 
mit Muschelkannelirung; in den Bogenzwickeln Laubornament, 
nicht gerade fein, aber lebendig. Die Fenster haben hier nicht 
blos eine Umrahmung von korinthischen Pilastern, sondern eine
	        
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