Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

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III. Buch. 
Renaissance in Deutschland. 
Allgemeiner Theil. 
aufgreift und mit jugendlicher Gestaltungslust in charaktervollen 
Schöpfungen ausprägt. In diesem Sinne verfahren alle unsere 
alten Künstler, und in diesem Sinne müssen ihre Arbeiten ge- 
würdigt werden. 
Um zunächst noch einen Augenblick bei Burgkmaier stehen 
zu bleiben, so bieten seine zahlreichen Zeichnungen für den Holz- 
schnitt genug Beispiele, wie frei er mit den architektonischen 
Formen umspringt, wie weit in der Regel diese flüchtig hinge- 
worfenen Compositionen hinter dem architektonischen Ernst des 
oben erwähnten Gemäldes zurückbleiben. Zahlreiche Belege 
finden wir in der grossen Reihenfolge der östreichischen Heiligen. 
Deutlich tritt uns darin die Vorliebe der Zeit für architektonische 
Einrahmung-en und Hintergründe, für geräthliche und kostümliche 
Beiwerke entgegen. Man liebte, in solchen Dingen sein reiches 
Wissen, seine fiüssige Erfindungsgabe darzulegen. Die Scenen 
werden meist in offene oder geschlossene Hallen verlegt, oder 
die Landschaft wird mit prächtigen Gebäuden geschmückt; an 
reichen 'l'hronsesseln, an Geräithen und Gefässen aller Art ist 
kein Mangel. In Burg-kmaiefs oben erwähnten Blättern sind die 
Renaissanceformen meistens nur von ungefähr aufs Gerathetvohl 
angegeben. Man vergleiche z. B. die dorisircnden Säulen auf 
Blatt 3 (der h. Adalbert), die ähnlich behandelten, aber ebenfalls 
etwas zweifelhaften auf Bl. 10 (h. Ansbert) oder auf Bl. 12 (S. 
Ediltruda). Nicht minder willkürlich wird man sie auf Bl. 37, 
39, 49, 67, 71 finden. Aber man betrachte die korinthisirenden 
Säulen mit der h. Amalberga: die Füsse geschweift mit doppelter 
Gurtung, der 'l'orus beinahe gothisch, oder vielmehr spätromanisch 
mit doppelter Auskehlung, das Kapital mit einem gezackten 
Blatt auf jeder Ecke, dazwischen eine Maske. Neben dem Gothi- 
sehen kommt unsern Meistern auch das Romanische noch oft in 
den Weg. Auf Bl. 25 (S. Dentalin) sieht man eine Situleng-aleric 
mit Würfelkapitälen. Die Säulenschitfte bildet man am liebsten 
mit starker Ausbauchungy bekleidet mit Laubwerk, fast pflanzen- 
artig. So auf dem eben erwähnten Blatt und auf Bl. '16 (S. 
Bonifaz), sowie auf vielen anderen. Diese willkürlichen Renais- 
sancegebildc werden dann ohne Scheu unmittelbar mit gothisch 
prßfilirten Bögen und Gewölben verbunden; so auf Bl. 13 (S. 
Bathildß) oder auf Bl. S6 und manchen andern. Wie das Laub- 
werk oft zwischen dem krausen spätgothischen Blatt und dem 
Akanthus der Renaissance schwankt, sieht man z. B. auf Bl. 15 
und 96; dass der Meister indess die neue Formenwelt, wo es ihm 
darauf ankommt, mit ihrem ganzen Reichthum wohl zur Geltung- 
zu bringen weiss, erkennt man an dem Wandfries mit Masken
	        
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