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III.
Buch.
Renaissance in Deutschland.
prächtigen Arabesken, namentlich aber der Fries mit seinen
Putten, die ein Wappenschild halten, mit Seepferden spielen und
andern Muthwillen treiben, gehören in der geistreichen Erfindung,
dem freien Schwung der aus dem Grund sich fast völlig lösenden
Arbeit zum Treiflichsten, das wir in dieser Art besitzen. Im
oberen Geschoss gliedern vier kleinere ionische Pilaster, eben-
falls reich ornamentirt, die Flächen. Den Abschluss bilden
spätere zopfige Vasen. Auch über der Thür ist eine ähnliche
Verballhornung eingetreten. Die oberen Theile der Fagade, die
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Fig. 189. Brieg. Doppelgiebel. (C. Lüdecke.)
jedenfalls ursprünglich gleichmässig durchgeführt waren, sind jetzt
ganz nüchtern modernisirt. Leider sind auch die schönen Or-
namente durch dicke Tünche entstellt. Ob das G. M. über dem
Portal auf den Baumeister zu deuten ist, muss dahingestellt
bleiben.
Die übrigen Privatbauten der Stadt gehören der letzten Epoche
der Renaissance. Sie zeigen fast sämmtlich den Giebelbau in
mannigfaltigster Weise entwickelt, und zwar sehr verschieden
von der in Breslau herrschenden Ausprägung. War dort die
plastische Gliederung zu Gunsten eines mehr malerischen Prin-