680
III.
Buch.
Renaissance in Deutschland.
Der Hof muss in seiner ursprünglichen Vollendung einen
unvergleichlichen Eindruck gemacht haben. Nicht blos der Reich-
thum der durch zwei Geschosse führenden ionischen Säulenhallen
(Fig. 185), die zierlich umrahmten zahlreichen Fenster und Por-
tale der oberen Stockwerke, die originellen frei und phantastisch
antikisircnden Portraitmedaillons in den Bogenzwickeln, sondern
mehr noch die ungemeine Grösse der Verhältnisse stempelten
ihn zu einem Bauwerke ersten Ranges. Die mächtigen Axen der
Säulenstellungen von 16 Fuss finden an deutschen Bauten der
Zeit kaum irgendwo ihres Gleichen; dazu kommt eine Stockwerk-
höhe von 18 bis 20 Fuss, die ebenfalls für nordische Verhältnisse
beträchtlich erscheint. Das Alles ist jetzt fgrösstentheils im Zu-
X
s. o w w H" E
l m
u
7 l N
gmxfA um;
inui
Fig-
Grundriss des Schlosshofes zu Brieg.
stande grauenhafter Zerstörung. Nur wenige Säulen stehen noch
aufrecht; im östlichen Hauptbau und in dem lang hingestreckten
nördlichen Flügel lassen sich die ehemaligen Säulenstellungen so
weit verfolgen wie unsere Skizze Fig. 187 andeutet. Hier ist
auch in der Ecke bei D die diagonale Stellung der Säulen und
die damit verbundene Treppenanlage bemerkenswerth. Der Haupt-
eingang lag wie man sieht nicht in der Mitte des östlichen
Flügels, sondern weit nach Süden vorgerückt, wo eine zweite
Treppe (vgl. Fig. 184) in der Ecke gegen den fast ganz zer-
störten südlichen Flügel sich Endet. Beide Treppen sind in ein-
fachem, rechtwinklig gebrochenem Lauf mit Podesten angelegt.
Auf die sonst in der deutschen Renaissance so beliebten Wendel-
stiegen hat man verzichtet. Westlich, wird der Hof durch dürf-
tige spätere Nebenbauten abgeschlössen. Ein Rest der mittel-
alterlichen Anlage dagegen ist noch jetzt in der Kapelle erhalten,