Kap
XIII.
Binnenländer.
Die nordöstlichen
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'die beiden seitlichen von Gewappneten gehalten werden. Zwischen
ihnen, auf den Vorsprüngen des Gesimses, sieht man die trefflich
gearbeiteten fast lebensgrossen Gestalten des Erbauers und seiner
Gemahlin Barbara von Brandenburg. Dann folgt das Hauptge-
schoss mit drei grossen Fenstern von schönen Verhältnissen und
endlich ein niedrigeres zweites Stockwerk, beide durch eine
Doppelreihe von Brustbildern fürstlicher Ahnen getrennt. Die
Portale und sämmtliche Fenster werden durch ein Doppelsystem
von Pilastern der feinsten korinthischen Ordnung umrahmt, von
denen die grösseren die vertikale Gliederung der Faeade be-
wirken. Die Fülle des Ornaments, welche alle Flächen, die Pi-
laster, Friese, Bogenfelder, Postamente bedeckt, ist unerschöpf-
lich. Die Ausführung derselben zeugt von verschiedenen Händen.
Bei geistreicher Erfindung und grosser Mannigfaltigkeit der Phan-
tasie ist die technische Behandlung meist etwas stumpf. Von
hoher Schönheit sind die Akanthusgewinde der beiden Posta-
mente an den Ecken der Attika; Hau dagegen das Rankenwerk
über dem kleinen Portal. Die Kapitale zeigen sämmtlich die
durchgebildete korinthisehe Form. Die Archivolten sind mit ele-
ganten Rosetten dekorirt. Th-efflich sind .die vielen Portraitbilder
ausgeführt, sehr lebensvoll die beiden Hauptgestalten, nur die
Dame durch gar zu ängstliche Ausführung des Zeitkostüms etwas
beeinträchtigt. Am obersten Fries liest man die Sinnsprüche:
„Verbum domini manet in aeternum. Si deus pro nobis quis
contra nos. Justitia stabit thronus." Auch sonst bei den zahl-
reichen Bildnissen eine Menge von Beischriften, so dass auch
nach dieser Seite der Bau zu den reichsten seiner Art gehört.
Eine weite, mit Tonnengewölbe bedeckte Einfahrtshalle (A in
Fig. 184) führt nach dem grossen Hofe B, wo sich dieselbe in
einem gewaltigen, etwas zugespitzten Bogen von 30 Fuss Span-
nung öifnet. Auch dieser Bogen ist wieder ein Prachtstück der
Dekoration, an den einfassenden Pfeilern mit korinthischen Pi-
lastern dekorirt, die mit Trophäen und Emblemen aller Art in
etwas zu grossem Maassstabe geschmückt sind. Die Archivolte
selbst ist in origineller Weise als mächtiger, von Bändern um-
Wundener Eichenkranz charakterisirt, so dass man den Eindruck
einer Triumphpforte bekommt. In den Zwickeln sind die Wappen
des Herzogs sowie des ihm verschwägerten Joachim von Branden-
burg angebracht, dabei die Jahrzahl MDLI, während am äusseren
Portal 1552 steht. An einer kleinen Nebenpforte liest man;
„Vortruen dar-ff aufschauen". Die Eingänge in den Keller sind
in derber Grottenrustika gehalten, am glatten Kämpfer aber ein
schöner Meereswellenfries.