Kap
XIII.
Binnenländer.
Die nordöstlichen
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der sich an der Stelle eines früheren vom Jahre 1369, ebenfalls
schon in Stein ausgeführten, in der ganzen Pracht des Rennais-
sancestils erheben sollte. Wie aber sein Vater für das Liegnitzer
Schloss niederländische Meister berufen hatte, so zog Georg für
seinen Bau italienische Künstler in's Land, Wir sind durch ur-
kundliche Ueberlieferungen genauer über dieselben unterrichtetl).
Am frühesten tritt Meister Jacob Bahr oder Baruor aus Mailand
als Schlossbaumeister in Brieg auf. Mit Meister Antonius von
Theodor?) erbaut er zugleich die Stadtschule und vollendet 1553
das imposante Portal des Schlosses. Als sich gegen ihn und
seine welschen Maurer der Neid der einheimischen regte, nahm
der Herzog ihn durch einen Erlass vom 26. October 1564, in
welchem er ihm das beste Lob ertheilt, in Schutz. Ein Italiener
war auch Hans Vorrah, der 1562 am Schlossbau thätig ist. Ob
Meister Caspar, der 1568 erwähnt wird, ebenfalls ein Ausländer
war, wissen wir nicht. Er muss aber ein angesehener Meister
gewesen sein, da er 1568 berufen wird für den Kanzler von
Pernstcin zu Prosznitz in Mahren ein Haus zu bauen und 1572
auf Ersuchen Joachim Ernst's von Anhalt sogar nach Dessau ge-
schickt wird. Spater ist Meister Bernhard, ebenfalls ein Italiener,
beim Schlossbau in Brieg beschäftigt und auch nach Breslau
1576 zur Erbauung des Ohlauer Thores berufen. Noch ein
Italiener, Meister Lugann, ist 1585 mit Erbauung des Schlosses
zu Nimptsch betraut. Interessant ist bei Gelegenheit dieses Baues
ein aus Prag aus jenem Jahre datirter Brief des Herzogs, welcher
die dort vielfach vorkommenden unter dem Dach hinlaufenden
Balkone 3) an seinem Schloss nachzuahmen anempfiehlt.
Das Brieger Schloss, Welches wir nunmehr betrachtenil), ist
also ein Werk italienischer Meister. Vergleichen wir es aber
mit der um dieselbe Zeit von Italienern erbauten Residenz in
Landshut, Welche den strengsten römischen Palaststil der Hoch-
Penaissance darstellt, so erkennen wir, dass in Brieg die fremden
Meister sich weit mehr. den deutschen Sitten anbequemt haben.
Das zeigt schon die Faeade mit dem Prachtbau des Portals, auf
Seite 173 unter Fig. 40 abgebildet. 5) Es ist ein durchaus in
Sandstein mit grösster Sorgfalt ausgeführter Bau, an allen Flachen
und architektonischen Gliedern mit jener Fülle von Ornamenten
H. Luchs hat das Verdienst in seinen bild. Künstl. auafSehlesien
S- 15 ff. dieselben veröifentlieht zu haben. 2) Wahrscheinlich Antonio di
Teodoro, d. h. des Theodor Sohn. a) Jetzt z. B noch am Palast Schwarzen-
bfirg erhalten, vgl. oben S. 638. 4) Eine Beschreibung, mit Bezug auf
ßlne ältere Abbildung, giebt H. Luchs in Schles. Vorzeit in Bild und Schrift
n, S. 32 ff. Neuere photolithogr. Abbild. bei A. Schultz a. a. O.
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