Kap. XIII.
Die nordöstlichen Binnenländer.
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talbaues völlig übereinstimmt. Die mit einem Tonnengewölbe
bedeckte langgestreckte Durchfahrt öffnet sich mit einem schweren,
später ausgeführten Rustikaportal auf den gewaltig grossen Haupt-
hof, der auf drei Seiten von zweistöckigen Gebäuden in Back-
stein umschlossen wird. Hinter dem Hauptportal erhebt sich ein
achteekiger gothiseher Thurm: der im 15. Jahrhundert aufge-
führte Petersthurm. Alle diese Gebäude sind nach dem neuesten
Brande des Schlosses erst in unserer Zeit hergestellt und nichts
weniger als glücklich modernisirt werden. Die Fenster in diesem
vorderen Hofe, meist zu zweien gruppirt, haben grösstentheils
Spätere Umrahmung; nur einige im Südiiügel, mit ionisehen Pi-
lästern eingefasst, dürften mit dem Portal gleichzeitig sein. Von
den spätgothischen Formen dieses Theils war schon die Rede.
Die westlichen Partieen der Seitenflügel haben an den Fenster-
rahmen die Flachornamente im Metallstil der Barockzeit. Diese
Theile gehören ohne Zweifel zu den Umbauten, mit welchen
Herzog Georg Rudolph, angeblich durch italienische Baumeister,
11m 1614 das Schloss schmückte, nachdem er seine „aus he-
roischem Gemüthe" angetretene Reise durch Deutschland, Italien,
die Schweiz, Frankreich und die Niederlande beendet und die
Regierung angetreten hattel). Einer noch späteren Zeit gehört
das reich dekorirte Bogenportal der Kapelle, inschriftlich 1658
durch Herzog Ludwig errichtet. Aus der früheren Epoche
stammt nur noch der polygone 'l'reppenthurm in der südöstlichen
Ecke des Hofes. Dagegen ist von der steinernen Galerie, welche
sich im Erdgeschoss an der Südseite hinzog, ebenso wenig er-
halten, wie von der prächtigen Ausstattung des Innern, besonders
des Speisesaales und des grossen Festsaales, welche noch im
vorigen Jahrhundert gepriesen wurden2). Die Westseite schliesst
ein moderner einstöckiger Bau, mit einer ungeschickten auf Con-
solen gestellten Säulenreihe dekorirt. Ein er-
hebt sich daraus. Hier findet die Verbindung mit dem zweiten
Hofe statt, der unregelmässig und von untergeordneten Gebäuden
umgeben ist. Interesse bietet nur der schon erwähnte an der
Südwestecke stehende Hedwigsthurm. Wenn wir sohliesslich
Ilßßh ein phantastisch barockes Portal an der Aussenseite des
Nordfiügels erwähnen, welches mit den unter Georg Rudolph ery
bauten Theilen des inneren Hofes gleichzeitig ist, so h.aben wir
das Wesentliche berührt.
Eine gesteigerte Bauthätigkeit finden wir nun auch in bürger-
Chronik,
Lucaesßs
1306.
2) Ebend.