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III.
Buch.
Renaissance in Deutschland.
sondern auch das geistige Leben kräftig zu fördern. Er war es,
der als der erste evangelische Fürst Schlesiens die Reformation
einführte, die kirchlichen Verhältnisse in milder, weitherziger
Weise ordnete und für die Hebung des Schulwesens ansehnliche
Opfer brachte. Zwar scheiterte die von ihm energisch aufge-
nommene Idee der Gründung einer Universität, aber die unter
Trotzendorf blühende Schule zu Goldberg förderte er in nach-
drücklicher Weise. Ein Werk dieses edlen Fürsten war der
Neubau und die Befestigung seines Schlosses, zunächst unter dem
Eindruck der Türkengefahr, vielleicht schon 1527, jedenfalls
15291) begonnen. Der Bau war so bedeutend, dass er erst nach
dem Tode des Herzogs zum Abschluss kam.
Dass schon im Anfang des 1.3. Jahrhunderts hier ein Schloss
vorhanden war, geht aus mehreren urkundlichen Aufzeichnungen
hervor. Eine bedeutendere Bauthätigkeit wird von Ludwig II
bezeugt, der 14l5 den grossen Thurm erbaute, welcher jetzt den
Namen des Hedwigthurmes führt. Es war wohl derselbe, dessen
Gesimse mit dem Zinnenkranz durch einen französischen Meister
errichtet wurde, welchen der Herzog auf einer Reise in Frank-
reich in St. Denis kennen gelernt und nach Liegnitz geschickt
hatte. Dieser Thurm ist noch jetzt ein wohl erhaltener Theil
der mittelalterlichen Anlage, rund, von Backsteinen aufgeführt,
mit schönem auf Consolen ruhendem Umgang, der noch jetzt die
Geschicklichkeit des französischen Meisters bezeugt. Ein acht-
eckiger Spitzhelm bildet den Abschluss. Eine weitere Bau-
thätigkeit beginnt dann seit 1470 unter Herzog Friedrich I.
Dieser gehört wahrscheinlich der südliche Flügel, an welchem
man mehrere Thüren und Fenster aus spätgothischer Zeit mit
fein protilirten, an den Ecken durchschneidenden Stäben bemerkt.
Die Renaissance führte dann, wie wir sahen, Friedrich II schon
zeitig im Schlosse ein.
Betrachten wir den Bau nun im Zusammenhange, so bietet
er mit Ausnahme des schon erwähnten Hauptportals für unS
wenig Interesse. Das Portal selbst, in gelblichem Sandstein aus
geführt, während die übrigen Theile den Backstein zeigen, stellt
für sich vereinzelt da. Ob die im Eingangsbogen zu lesenden
Buchstaben I. V. E. F. und S. P. G. T. sich auf die Baumeister
beziehen, muss dahingestellt bleiben. Ueberraschend ist aber eine
alte Nachrichtg), nach welcher der Herzog die Baumeister zum
Schlosse aus Brabant berufen hätte, was mit dem Stile des Por-
1) Vgl. J. P. Wahrendorff, Liegnitzische Merkwürdigkeiten,
2) Lucae's Chronik, p. 1295.