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Die nordöstlichen Binnenländer.
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durch einfache Pilaster getheilt und wirksam silhouettirt, ausser-
dem durch einige Masken geschmückt. Einen hohen, geschweiften
Giebel zeigt sodann N0. 9, blos durch Gesimse eingetheilt, die
Fenster mit eingekerbten Rahmen, wie sie hier öfter vor-
kommen.
Eine etwas abweichende, vereinzelt stehende Behandlung,
hat der sehr derb gesohweifte Giebel Junkernstrasse 4. Die
Formen des Metallstils sind hier im Grossen zur Anwendung ge-
kommen, wie man sie sonst vorzugsweise an der Ostseeküste
durch Einfluss niederländischer Meister antrilft. In der That
kommt ein holländischer Meister im Dienste der Stadt vor, Hein-
rich Muntig von Gröningen, der 1583 das Neue Thor bei dem
Fischerpförtlein baute 1). Auch andere niederländische Maurer
und Bildhauer finden sich ein. Ebenso trat 1591 der Danziger
Meister Hans Schneider von Lindau in den Dienst der Stadt und
ßrrichtete in der Art des von ihm dort erbauten Hohen Thores
das Sandthor, welches 1816 abgetragen wurde?) Er brachte
eine starke Vorliebe für Rustika mit und liebte es die Quader
mit sternförmigen Mustern zu schmücken. Das Haus an der
Sandkirche No. 2 besitzt ein originelles Portal dieser Art, in
kräftigster Rustika durchgeführt, die Quaderflächen abwechselnd
glatt oder mit jenem Sternmuster belebt. Ein ähnliches Portal,
nur etwas unbedeutender, Schuhbrücke 32; ein anderes Goldene
Radegasse 15, ein viertes, vom Jahre 1592, am Ring 58. Ganz
abweichend ist das Haus Hintermarkt 5, in strenger Hochrenais-
Sance durchgeführt, in der Auffassung der Form und der Com-
Position nicht unähnlich dem sogenannten Hause Ducerceau's in
Orleans. Ein einfaches, frühes Portal vom Jahre 1559 sieht man
am Neumarkt No. 45; dagegen finden sich in der Domstrasse
mehrere eifectvoll durchgeführte Portale der Schlussepoche, welche
Sämmtlich eine derbe Rustika zeigen, die indess mannichfach
modilicirt wird. An N o. 3, vom Jahre 1599, tritt sie in Verbindung
mit römischen Pilastern und energischen Masken auf; an No. 19,
VOII 1606, sind die Quader abwechselnd glatt gelassen und mit
flachen Metallornamenten dekorirt; N0. 5 zeigt ganz ähnliche
Behandlung, wahrscheinlich von demselben Meister.
Von Kirchthürmen der Epoche ist zunächst der elegant mit
qoppelter Laterne entwickelte der Elisabethkirche als ein tüch-
tlgßs Werk von schönen Verhältnissen zu erwähnen. Seine Spitze
wurde an Stelle des 1529 eingestürzten schlanken gothischen
S Nie. Pol, Jahrb. IV,
chultz, Schles. Kunstleben
113,
19.
Luchs, bildende Künstler
Schultz, a. a. 0. 19.
33
und A.