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III.
Buch.
Deutschland.
Renaissance
Zu den reicher durchgebildeten Fagaden gehört die in der
Kleinen Groschengasse 15. Bei mässigen Verhältnissen zeichnet
sie sich vor den meisten andern durch edle plastische Gliederung
aus, die im Erdgeschoss kannelirte Pilaster, im ersten Stock reich
ornamentirte ionische Halbsäulen auf stark herausgebogenen Con-
solen, im zweiten stelenartige Pfeiler zeigt. Alle Glieder sind
im Stil des Friedrichsbaues zu Heidelberg mit Flächenornamenten
bedeckt, das Ganze wirkt reich und elegant. Eine Anzahl in-
teressanter Häuser findet man am Ring. N0. 39 hat ein kleines
Portal mit prächtigen Fruehtschnüren an der Archivolte, mit Me-
tallornamenten an der Laibung, Schilde mit aufgerolltcn Rahmen
in den Zwiekeln. Der Flur ist mit einem herrlichen gothisehen
Sterngewölbe bedeckt, die Thüren zeigen mittelalterliche Rahmen
mit gekreuzten Stäben, alles dies offenbar vom Anfang des
16. Jahrhunderts. Dieselbe Behandlung haben die Fenster und
Thüren des Hofes, der gegen Ausgang der Epoche an einer
Seite eine kräftige Holzgalerie erhalten hat. Ein prächtiges Portal
in derber Rustika, mit dorisehen Pilastern eingefasst, in den Me-
topen des Frieses Stierschädel und Löwenköpfe, sieht man an
No. 52. Im Uebrigen ist diese Fagade im 18. Jahrhundert flau
überarbeitet worden, aber drei kleine Volutengiebel geben ihr einen
heiteren Abschluss. Im Hof vermittelt eine Arkade auf dorischer
Säule den Aufgang zur Treppe. Eine imposante Faeade aus der-
selben Zeit bietet No. 2, das Portal etwas zahmer, aber reich
und lebendig, die ganze Tiefe der Laibung mit Metallornamenten
bedeckt, Alles von feiner Ausführung. Die Faeade hat durch
Modernisirung gelitten, aber der gewaltige Giebel ohne alle Pi-
lastergliederung wirkt originell durch die phantastische Silhouette,
die zum Theil in die Figuren eines aufrecht schreitenden Löwen
und eines geflügelten Greifen, der Wappenthiere Breslau's, aus-
läuft. Im Hof dieselbe Treppenanlage wie in No. 52, dabei aus
früherer Zeit zwei hübsche Wappen in einer zierlichen ionischen
Pilasterstellung. Das Nebenhaus No. 3 hat einen minder gross-
artigen Giebel, der aber durch Pilaster und Gesimse wirksam
gegliedert und mit maassvoll behandelten Voluten bekrönt ist.
Im Flur sieht man ein Tonnengewölbe mit Stichkappen, elegant
mit flachen Stuckornamenten dekorirt. Am Treppenaufgang er-
hebt sich eine prächtige dorische Säule. Einen der kolossalsten
Giebel bietet No. 27: die mächtigen Flächen nur durch Gesimse
abgetheilt, die Giebellinie durch die seltsamsten Voluten, Schweife
und Schnörkel phantastisch belebt. Von demselben Baumeister
rührt No. 28 mit etwas kleinerem aber ganz ähnlichem Giebel.
Originell ist auch No. 21, eine schmale, hohe Faeade, der Giebel