Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

Kalb 
XIII. 
Die nordöstlichen Binnenländer. 
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die köstlichen kleinen Brustbildcr in den Zwißkßln der Bögen, 
das Alles scheint auf italienische Hände zu deuten. Doch muss 
auch hier ausdrücklich hervorgehoben werden, dass der Geda.nke 
an irgend einen ausgezeichneten einheimischen, aber in Italien 
gebildeten Meister nicht ausgeschlossen ist 1). Als auffallend haben 
wir noch die seltsam hohe mit Blattwerk dekorirte Basis der 
Säulen zu bezeichnen. 
Dieselbe Hand erkennt man in dem kleineren, jedoch kaum 
minder anziehenden Grabmal, welches Stanislaus Sauer sich 1533 
im südlichen Querflügel der Kreuzkirche errichten liess. Es 
erscheint wie der bescheidene Vorläufer jenes prachtvolleren 
Denkmals. Gleich jenem als Wandgrab angelegt zeigt es eine 
ln den Maassen und der Ausstattung rcduzirte Form. Von zwei 
kannelirten Säulen, aus welchen ein Löwenkopf herauswächst, 
wird es umrahmt. Wie dort überschneiden auch hier die Säulen 
die mit Medaillons geschmückten Pilaster der Wandfiäche. Die 
Rückwand wird in völlig verwandter Weise durch Arkaden mit 
Candelabersäulchen gegliedert, aus welchen Lorberguirlanden 
mit Inschrifttafeln herabhängen. Das Mittelfeld zeigt ein etwas 
härter gearbeitetes Brustbild des Verstorbenen. Darüber, in den 
Bogenzwickeln, zwei treffliche antike Köpfe. In den Ecken des 
Frieses, der die lateinische Inschrift enthält, Köpfe, die als 
Alexander Magnus und Augustus Oaesar bezeichnet werden; im 
Giebelfeld, von geschweiften Kanneluren umgeben, ein höchst 
grossartig aufgefasster Kopf des Königs Matthias von Ungarn, 
gleich den übrigen mit Lorber bekränzt. In verschiedenfarbigem 
Marmor ausgeführt, durch fein abgewogene Vergoldung noch ge- 
hoben, gehört dies Monument gleich dem oben besprochenen zu 
(1611 edelsten Schöpfungen der Renaissance auf deutschem Boden. 
Obwohl das Ornament nicht die Volle Feinheit hat, vielmehr ein- 
facher, breiter und derber gezeichnet ist als bei jenem, muss 
man doch auf denselben Meister schliessen. Auch die eigen- 
thümliche Form der Säulenbasis spricht dafür. 
Offenbar derselbe Künstler ist es, der sich an einem dritten 
Denkmal bethätigt hat: an der Facade des Privathauses Junker- 
strasse 2, von jenem Heinrich Rybisch 1540 erbaut. Nur der 
untere Theil der Facade ist unversehrt erhalten, dieser freilich 
Ohfle Frage an Reichthum und Schönheit unter allen gleigh- 
Zelügen bürgerlichen Privatbauten Deutschlands ohne Gleißhelh 
Die beiden Pilaster, welche die Thür umfassen, zeigen in ihrem 
  Den Namenszug 
Künstlern p. 15. 
Verfertigers M. 
des 
giebt Luchs 
in 
Bild. 
seinen
	        
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