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Anfänge deutscher Renaissance bei Malern und Bildhauern.
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malerischen Isarthor; endlich Wien (Bl. 99), wo nicht blos der
Stephansthurm, sondern auch St..Marien am Gestade mit dem
originellen Thurmbau genügende Anhaltspunkte geben. 1)
Aber auch einige der grossen italienischen Städte erfreuen
sich einer im Ganzen richtigen und charakteristischen Darstel-
lung. So zunächst Venedig (Bl. 44), wo man nicht blos die
Piazzetta mit den beiden Säulen, den Dogenpalast mit seinen
oberen und unteren Arkaden, die Markuskirche mit ihren hohen
Kuppeln, sondern selbst die eigenthümlich geschweiften Giebel
des vcnetianischen Stiles, die oHenen Loggien und die Balkone
der Palastfaeaden, ja sogar die auffallende Form der Kamin-
schlote mitrVerständniss wiedergegeben sieht. Ebenso charakte-
ristisch ist Florenz aufgefasst: der Dom mit seiner gewaltigen,
ganz vollendeten Kuppel, das Baptisterium und der Glockcnthurm,
der gewaltige Palazzo Vecehio mit der nicht zu verkennenden
Gestalt seines Thurmes, dann aber auch die Annunziata mit ihrer
hohen Chorrotunde, ja sogar S. Maria Novella mit den grossen
Voluten der Facade ist wiedergegeben. Nicht minder interessant
ist die grosse Darstellung; von Rom (Bl. 58). An der rechten Seite
bildet die Grenze die Porta del Popolo, darüber die grossartige
Form der Engelsburg', noch weiter oben am Horizont das Bel-
Vedere, noch nicht mit dem Vatican verbunden; der päpstliche
Palast selbst noch ganz in mittelalterlicher Form, daneben die
alte Petersbasilika mit ihrer Vorhalle und mächtigen Faeade,
weiter die Tiberinsel mit ihren Kirchen, dann die Säule Marc
Aurels und dicht dabei die grosse Kuppel des Pantheon; den
Abschluss zur Linken bildet ein Theil des Colosseums, dahinter
der Janus- und der Vestatempel; im Vordergrund sieht man noch
auflllonte Cavallo eine naive Darstellung der Dioskuren mit
ihren Bossen. Auch der begleitende Text hebt die wichtigsten
Alterthümer mit Verständniss heraus, schliesst aber mit der Klage
über die Verwüstung der Denkmäler durch die Römer, Welche
in kurzer Frist das ganze edle Alterthum zerstören müsse.
1) Wie hoch die SchedcPsche Chronik in allen diesen Punkten über der
Masse der gleichzeitigen Erscheinungen steht, erkennt man u. A. in der
um ein Lustrum später veröffentlichten Kölner Chronik von 1499. Dort
ist nur Köln im Wesentlichen richtig wiedergegeben, übrigens Sind die
Städte in kindlicher Abhreviatur, ohne charakteristische Zügß. ohne alle
architektonischen oder gar landschaftlichen Ansprüche dargestellt. Auch
ist überhaupt mit wenigen, überall wiederholten Holzstöcken die ganze
Illustration, und zwar in ziemlich roher Ausführung bestritten. Wic nach-
siehtig man selbst bei hoch entwickelter Kunst gegen diOS häufige Ver-
Wenden derselben Abbildung noch war, beweist die Chronika der Hun-
garn (Wien 1534) mit ihren oft wiederholten trefflichen Ilolzschnittbildern.
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