634
III. Buch.
Renaissance in
Deutschland.
von Sternberg, die auffallende Form eines sechsstrahligen Sternes
geben liess. Ferdinand I legte hier einen Thiergarten an und
umfriedete denselben mit einer hohen Mauer. Im Innern des
Schlosses liess er reiche Stuckdekorationen ausführen, zu denen
er die uns schon bekannten Italiener Paul della Stella, Hans de
Spatio und dazu angeblich einen Meister Ferrabosco di Lagno ver-
wandte. Zugleich wurden mehrere einheimische Maler beauftragt,
die Sääle mit Gemälden zu schmücken. Das obere Stockwerk er-
hielt damals Fussböden von glasirten Backsteinen, und das Gebäude
wurde mit einem Kupferdach gedeckt, an welchem man noch 1565
zu arbeiten hatte. Auch Rudolph II sorgte für weitere Vervoll-
ständigung des künstlerischen Schmuckes. Wiederholt wurden
in dem glänzend hergerichteten Lustschloss Festlichkeiten ver-
anstaltet, namentlich Bankete bei Anwesenheit fremder fürstlicher
Gäste abgehalten. Im Stern war es auch, wo der unglückliche
Winterkönig am 31. October 1619 feierlich von den Vornehmen
des Landes empfangen wurde, und von WO er seinen. Einzug in
die Königsstadt hielt. Während des dreissigjährigen Krieges
ihatte das Schloss viel zu leiden, und büsste u. a. sein ganzes
Kupferdach ein; aber unter Ferdinand III wurde eine aber-
malige Renovation vorgenommen, und Leopold I liess das Innere
neuerdings mit Gemälden schmücken. Aber unter Joseph II ward
der Prachtbau zum Pulvermagazin herabgewürdigt, welcher Be-
stimmung er jetzt noch dient. Nur 1866 Während der preussisehen
Invasion erlebte der Bau für kurze Zeit bessere Tage, denn beim
schleunigen Zurückweichen der Truppen nahm die Stadtgemeinde
das Schloss in Beschlag und entfernte daraus die zum Hohn auf
seine künstlerische Bedeutung und zu beständig drohender Gefahr
fir die ganze Umgebung darin niedergelegten Pulvermassen. Da-
mals strömte Alt und Jung herbei, um sich an den immer noch
reichen Ueberresten ehemaliger Pracht im Innern zu erfreuen,
und ein kunstsinniger Architekt benutzte die nur zu kurze Frist,
um von den Stuckreliefs Zeichnungen und Abgüsse herzustellen. 1)
Sogleich mit dem Frieden nahm die Militärverwaltung das Ge-
bäude wieder in ihre Hand und gab es seiner unwürdigen und
gefährlichen Bestimmung zurück. Vergeblich sind bis jetzt alle
Vorstellungen von Freunden der Kunst und des Alterthums ge-
wesen, dies hochoriginale Bauwerk, ein Unicum seltenster Art,
Herr Emil Hofmeister in Prag hat sich in anerkennenswerther
Weise dieser Mühe unterzogen. Ihm verdanke ich nicht bloss Abgüsse
der Reliefs, sondern auch die hier rnitgetheilten Grundrisse und einen mit
Saehkenntniss geschriebenen Aufsatz, auf welchem meine Darstellung be-
ruht. Vgl. dazu Centr. Oomm. Mitth. 1867 u. 1868.