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XII.
Die österreichischen Länder.
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war. Als 1541 ein Brand die Stadt verheerte, musste man die
Meister zur Herstellung der Burg und der Schlosskirche verwenden.
Damals mögen gewisse Renaissancedctails am Hradschin, nament-
lich auch am Wladislavsaal ausgeführt worden sein. Nur Stella
führte mit zwei Gehülfen die Arbeit an den Reliefs fort, für
deren jedes er zehn Kronen begehrte, was dem Kaiser zu viel
erschien, so dass ein Urtheil von Sachverständigen erfordert
wurde. Stella setzte sodann den Bau allein fort, der indess
1546 wegen Geldmangels und dringender anderer Arbeiten ein-
gestellt werden musste. 1556 wird die Arbeit wieder auf-
genommen, Wobei auch die Kupferbedachung zur Ausführung
kommt; aber erst 1558 wird die Eindeckung des bis dahin offen-
gestandenen Gebäudes vollendet. Hans Ilaidler aus Iglau führte
das Dach aus. 1560 arbeitet man an der Pflasterung des Cor-
ridors, aber erst unter Rudolph II wird die innere Ausstattung
vollendet, 1589 z. B. der Fussboden der Säle mit Regensburger
Marmor belegt.
Das Gebäude (vgl. Fig. 17 3) war nur als ein Lusthaus, als Garten-
pavillon angelegt, die Morgenseite gegen die Stadt, die Abend-
seite gegen den Garten gerichtet,- um die herrlichen Blicke auf
die Stadt zu geniessen und in reiner Luft, von Gartenanlagen
mit Springbrunnen umgeben, sich an schönen sommerlichen
Abenden der Kühle zu erfreuen. Deshalb umziehen Arkaden
auf luftigen Säulen das Erdgeschoss, das im Innern kühle Raume
mit Spiegelgewölben und die Treppe zum oberen Stock enthält.
Von der ursprünglichen Ausstattung des Innern ist keine Spur
erhalten, die Treppenanlage durch modernen Umbau verändert.
Das obere Stockwerk, welches zwar erst ziemlich spät aus-
geführt, aber im ursprünglichen Plane begründet ist, besteht
aus einem Festsaal, rings von einem freien Umgang, der über
den Arkaden des Erdgeschosses sich hinzieht, umgeben. Der
Bau hat in der Bestimmung und der Anlage Verwandtschaft mit
dem um einige Decennien jüngeren ehemaligen Lusthause in
Stuttgart, nur dass dort der untere Raum als Bassinhalle aus-
gebildet war. Im Uebrigen ist es von Interesse zu vergleichen,
wie weit in der künstlerischen Auffassung die Renaissance ge-
Sßhulter Italiener von derjenigen eines deutschen Meisters jener
Zeit abweicht. Statt der malerischen Mannigfaltigkeit in der
Anlage des Stuttgarter Lusthauses mit seinen Freitreppen und
Erkern, seinen Thürmen und hohen schmuckreiehen Giebeln,
die den Arkaden bei kleinem Massstab nur eine untergeordnete
Bedeutung lassen, beherrscht bei dem Prager Belvedere die gross-
artige Saulenhalle mit ihren vornehmen Verhältnissen den Ein-