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III.
Buch.
Renaissance in Deutschland.
Benedikt von Laun einen jener Künstler, welche neben der
gothischen Ueberlieferung, in der sie aufgewachsen waren, sich
die Kenntniss der italienischen Renaissanceformen zu verschaffen
gewusst. 1) In den anstossenden, aus derselben Zeit herrühren-
den Gemachern sieht man ähnliche Netzgewölbe, dagegen fehlt
der übrige Theil der ursprünglichen Ausstattung. Aus diesem
Flügel des Palastes wurde ein Bogengang in das südliche Neben-
schitf des Domes geführt, wo Wladislav sich durch denselben
Meister ein Oratorium herstellen liess, dessen Stirnseite mit reich
verschlungenem Astwerk in spatgothischem Stil geschmückt ist.
Man sieht also, dass bei Meister Benedikt trotz einzelner Re-
naissancemotive die gothische Kunst noch vorherrscht.
Die volle italienische Renaissance tritt erst in dem Belvedere
Ferdinands I, hier aber freilich mit einem Werk ersten Ranges
auf. Ferdinand I begann 1534 mit dem Bau einer Brücke über
den Hirschgraben?) und der Anlage eines Lustgartens auf der
weithinschauenden Höhe, welche sich nördlich vom Hradschin
erstreckt. Unvergleichlich herrlich ist von hier aus der Blick
auf den tiefen von der Moldau durchströmten Thalkessel, welcher
bis auf die umgebenden Höhen von der gewaltigen Stadt mit
ihren Palästen, Kirchen, Kuppeln und Thürmen erfüllt wird.
Seit 1536 wurde hier. das Belvedere erbaut, nach den Planen
des aus Italien herbeigerufenen Paul della SteZZa, der beim Kaiser
in hoher Gunst stand und die Leitung des Ganzen hatte. Unter
ihm finden wir die Italiener Hans de Spalio und Zoan Maria, sowie
einen Deutschen Hans Trost, der ohne Zweifel in Italien sich
mit der Renaissance vertraut gemacht hatte. 3) Wöchentlich wurden
250 Rheinische Gulden auf den Bau verwendet, der" namentlich
im "Jahre 1538 energisch geführt und bis zur Einwölbung des
Erdgeschosses gebracht wurde. Dann trat eine Ebbe in der
Kasse ein; die italienischen Arbeiter wurden widerspänstig und
Hans de Spatio drohte sogar nach Italien zurükzukehren. Mit
Mühe wurden sie zufrieden gestellt, so dass der Bau fortgeführt
werden konnte und wahrscheinlich 1539 die Einwölbung beendigt
1) Dem gegenüber muss ich freilich bemerken, dass Grueber auf
Grund genauer Untersuchungen die Gleichzeitigkeit der Fenster mit der
übrigen Composition in Abrede stellt. Sollte sich diese Annahme bestä-
tigen, wobei freilich die Inschrift immer schweren Anstoss geben Wird
so wäre doch spätestens an die Zeit Ferdinands I zu denken, unter
welchem Herstellungsbauten an der Burg stattfanden. 2) Vgl. den Auf-
satz in Försters Allg. Bämz. 1838. S. 345 H. u, die Taü. CCXXXII-CCXXXV.
3) Wie es sich mit dem bei Dlabacz, KllnStlGY-LGJL, als Erbauer des
Belvedere genannten „Ferrab0sc0 von Lagno" verhält, weiss ich nicht
anzugeben.