Prag-
Die alte stolze Hauptstadt Böhmens in ihrer herrlichen Lage
und der Fülle von Monumenten bietet eins der grossartigsten
Städtebilder der Welt. 1) Auf Schritt und Tritt bedeutende histori-
sche Erinnerungen Weckend, prägt sie ihre wechselnden Geschicke
in Monumenten aus. Die erste künstlerische Gestalt wurde ihr
von Karl IV gegeben. Er begann den Dom auf der Höhe des
Hradschin, erbaute die Moldaubrücke, die Karlshoferkirclze mit
ihrem kühnen Gewölbe, die Emmauskirche, die Hungermauer,
die mit ihren grossen Linien noch jetzt so wirksam hervortritt.
Er gründete endlich die Neustadt mit dem grossen Viehmarkte,
als erstes Beispiel einer planvoll regelmässigen Stadtanlage des
Mittelalters. Dem wissenschaftlichen Leben wurde durch die
Stiftung der Universität ein bedeutender Mittelpunkt gegeben.
Georg Podiebrad vervollständigte die Befestigungen, indem er
den Altstädter Brückenthurm und den Pulverthurm errichtete.
Zum Andenken an seine erste Gemahlin baute er in der Nähe
das Jagdschloss zum Stern, das noch jetzt vorhanden ist. Die
mittelalterlichen Monumente der Stadt geben in ihrer Mannig-
faltigkeit ein lebendiges Bild von dem reichen künstlerischen
Leben, das hier geblüht und das in Architektur, Skulptur und
Malerei wetteifernd eine solche Fülle von kirchlichen und Pro-
fanwerken hervorgebracht, wie keine andere Stadt in den öster-
reichischen Landen aufzuweisen vermag.
Die Einführung der Renaissance vollzieht sich unter Wladislav.
Zwar sind auch seine Bauten im Wesentlichen noch mittelalter-
lich, in Anlage, Construction und Detailbildung noch überwiegend
gothisch; ja in kirchlichen Bauten, und selbst in gewissen Pro-
fanwerken, wie dem ältern Belvedere im Baumgarten, das seit
1484 errichtet wurde, lässt sich keinerlei Abweichung von der
gothischen Tradition bemerken. Wohl aber treten Elemente der
Renaissance, freilich noch vereinzelt in den Bauten auf, welche
bald darauf durch Meister Benedikt von Laun an der Königlichen
Burg zur Ausführung kamen. Den wichtigsten Theil bildet der
gewaltige Krönungssaal (Fig. 172), ein Raum von 170 Fuss Länge
bei 54 Fuss Breite und 45 Fuss Höhe. Schon in den Reise-
beschreibungen des 16. Jahrhunderts wird diese herrliche ge-
wölbte Halle bewundert und gepriesen. In der That ist sie von
grossartiger Wirkung, namentlich das in ganzer Breite ohne
Stützen ausgespannte Netzgewölbe mit seinen verschlungenen
Mertens.
citirten Aufsatz von
oben
den