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Buch.
III.
Renaissance
in Deutschland.
Werth aber von guter Gesamnitwirkung. Von den inneren Räumen
ist die Kapelle noch gothisch mit Sterngewölbe, die Empore für
die Herrschaft auf stämmiger Mittelsäule ruhend, die Apsis poly-
gon, das Ganze renovirt. Die alte Orgel zeigt prächtig eingelegte
Arbeit und Malereien. Gegenüber der Kapelle liegt das Bad mit
einem hübschen Vorzimnier, dessen reich proiilirte Decke gleich
dem untern Theil der Wände aus Holzgetäfel besteht. Die oberen
Wandtlächen waren mit arg zerstörten Fresken geschmückt, Welche
heitere Badescenen enthielten. Ueber der Thür die Jahrzahl 1567,
die wohl für die ganze Ausstattung maassgebend ist.
In den oberen Räumen sind sowohl im ersten wie im zweiten
Stock die Zimmer grossentheils noch mit ihrem Täfelwerk an
den Decken und mehrfach an den Wänden versehen. Diese
Arbeiten sind einfach und gut, aber nichtsehr reich oder kraft-
voll. Nur ein Schlafzimmer zeigt eine ungemein reichgeschnitzte
und eingelegte Decke. Auch der Speisesaal hat eine durch ihre
perspektivische Eintheilung interessante Täfelung. Von der Aus-
stattung sind manche tüchtig gearbeitete Schränke, Schreibtische,
Kunstschreine, Schmuckkästen u. dergl. erhalten; Manches aber
ist auch erst neuerdings dazu gefügt worden. Das Wichtigste
ist eine ganze Reihe alter glasirter Oefen, zum Theil mit
plastischem Schmuck, von grossem Reichthum, durchweg indess
schon in den derben Barockformen des 17. Jahrhunderts aus-
geführt. Auch ein gusseiserner Ofen derselben Zeit mit biblischen
Reliefdarstellungen ist erhalten. Diese Arbeiten, die wohl sicher
im Lande entstanden sind, zeugen von der langandauernden
Blüthe und künstlerischen Ausbildung des Handwerks.
Von den zahlreichen Schlössern des Landes 1) ist Manches
zerstört, das Meiste übrigens in Anlage und Ausführung nrittel-
alterlieh. Charakteristisch" ist bei diesen Werken die hohe Vor-
liebe für Freskodekoration. So in umfassendster Weise die be-
rühmten Wandgemälde auf Schloss Runkelstein bei Bozen,
ferner im Schloss Reifenstein bei Sterzing, im Schloss Bruck
bei Lienz, im alten Schloss Meran u. s. w. Aus der Zeit der
Renaissance enthielt Schloss Marienburg bei Völlau bis vor
Kurzem mehrere mythologische Darstellungen. Reich ausgestattet
und mit werthvollen Schätzen des Alterthums geschmückt ist
Schloss Tratzberg, durch seinen launstsinnigen Besitzer würdig
hergestellt. Ein völlig erhaltenes Prachtwerk der Renaissance
ist Schloss Welthurns bei Brixen, das von 1580 bis 1587 vom
1) hlanche werthvolle Notizen
Ztg. 1868. Nr. 305 u. 331.
in
zwei Alufsätzexm
der Beil.
zur Allg.