616
III. Buch.
Renaissance in Deutschland.
Es ist ein grosses Viereck, von einem tiefen breiten Graben 11111-
zogen, an der südöstlichen und südwestlichen Ecke thurmartig;
erhöht. Im Innern gruppirt sich das Ganze um einen mächtigen
Arkadenhof, dessen Pfeiler und Bögen ohne feinere Ausbildung-
doch durch die stattlichen Verhältnisse imponirend wirken. Dazu
kommt noch in den Nischen der breiten Pfeiler der Schmuck
zahlreicher Statuen von Kaisern, Rittern und Bischöfen in be-
wegter Haltung, stark an die Standbilder der Innsbrucker Hof-
kirche erinnernd, aber nicht in Metall sondern in treiflichen
Terracotten ausgeführt. Die Zeit der Entstehung wird durch die
Jahreszahl 1645, die man in einer Platte des Fussbodens liest,
bezeichnet. Die Stuckdekoration des hintern Flügels aber und
der dort aufgesetzte kleine Thurm sowie das Portal daselbst wird
durch die Jahr-zahl 1707 einer späteren Zeit zugewiesen.
Diesseits des Brenner ist Innsbruck schon früh der Sitz
eines regen künstlerischen Lebens und ein Ausgangspunkt der
Renaissance gewesen. Wie Kaiser Maximilian durch seine künst-
lerischen Unternehmungen, vor Allem durch sein Grabmal und
die damit zusammenhängenden Werke die Kunst gefördert ha.t,
ist anderwarts genügend erörtert worden. Seine Giesserei in
Mühlau hat Werke von hoher technischer Vollendung geschaffen,
und seine Harnischmacher waren weithin berühmt, so dass sie
selbst an den prachtliebenden französischen Hof berufen wurden.
Wie früh hier die Renaissance zur Aufnahme kam, erkennt man
auch an der Altartafel Meister Sebastian Scheefs, die ausf der
Schlosskapelle von Annaberg im Vintschgau kürzlich in das Mu-
seum von Innsbruck gelangt ist. 1)
Die Architektur der Epoche hat zunächst in der Francis-
kaner- oder Hofkirche ein würdiges Gehäuse für das Grab-
denkmal des kunstliebenden Kaisers geschaffen. Laut der Bau-
inschrift von Maximilian gegründet, wurde sie von Ferdinand I
errichtet und von Leopold I weiter ausgeschmückt. Schlanke
Säulen einer reich irerzierten ionischen Ordnung mit ornamen-
tirtem Hals tragen kühn und leicht die gleich hohen Gewölbe der
drei Schiffe. Die Struktur deutet auf die Zeit Ferdinands I, nur
die barocken Stuckornamente der Gewölbe sammt andren ahn-
lichen Dekorationen gehören der späteren Zeit. Zum Schönsten
seiner Art muss man das ganz prachtvolle, reichvergoldete in
Blumen und Figuren auslaufende Eisengitter rechnen, welches
das Kenotaphium des Kaisers umgiebt. Nicht minder werthvoll
Ueber alles Dies haben die archivalischen Forschungen
ben's umfassende Aufschlüsse gebracht.
Schön-