Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

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III. Buch. 
Renaissance in Deutschland. 
Es ist ein grosses Viereck, von einem tiefen breiten Graben 11111- 
zogen, an der südöstlichen und südwestlichen Ecke thurmartig; 
erhöht. Im Innern gruppirt sich das Ganze um einen mächtigen 
Arkadenhof, dessen Pfeiler und Bögen ohne feinere Ausbildung- 
doch durch die stattlichen Verhältnisse imponirend wirken. Dazu 
kommt noch in den Nischen der breiten Pfeiler der Schmuck 
zahlreicher Statuen von Kaisern, Rittern und Bischöfen in be- 
wegter Haltung, stark an die Standbilder der Innsbrucker Hof- 
kirche erinnernd, aber nicht in Metall sondern in treiflichen 
Terracotten ausgeführt. Die Zeit der Entstehung wird durch die 
Jahreszahl 1645, die man in einer Platte des Fussbodens liest, 
bezeichnet. Die Stuckdekoration des hintern Flügels aber und 
der dort aufgesetzte kleine Thurm sowie das Portal daselbst wird 
durch die Jahr-zahl 1707 einer späteren Zeit zugewiesen. 
Diesseits des Brenner ist Innsbruck schon früh der Sitz 
eines regen künstlerischen Lebens und ein Ausgangspunkt der 
Renaissance gewesen. Wie Kaiser Maximilian durch seine künst- 
lerischen Unternehmungen, vor Allem durch sein Grabmal und 
die damit zusammenhängenden Werke die Kunst gefördert ha.t, 
ist anderwarts genügend erörtert worden. Seine Giesserei in 
Mühlau hat Werke von hoher technischer Vollendung geschaffen, 
und seine Harnischmacher waren weithin berühmt, so dass sie 
selbst an den prachtliebenden französischen Hof berufen wurden. 
Wie früh hier die Renaissance zur Aufnahme kam, erkennt man 
auch an der Altartafel Meister Sebastian Scheefs, die ausf der 
Schlosskapelle von Annaberg im Vintschgau kürzlich in das Mu- 
seum von Innsbruck gelangt ist. 1) 
Die Architektur der Epoche hat zunächst in der Francis- 
kaner- oder Hofkirche ein würdiges Gehäuse für das Grab- 
denkmal des kunstliebenden Kaisers geschaffen. Laut der Bau- 
inschrift von Maximilian gegründet, wurde sie von Ferdinand I 
errichtet und von Leopold I weiter ausgeschmückt. Schlanke 
Säulen einer reich irerzierten ionischen Ordnung mit ornamen- 
tirtem Hals tragen kühn und leicht die gleich hohen Gewölbe der 
drei Schiffe. Die Struktur deutet auf die Zeit Ferdinands I, nur 
die barocken Stuckornamente der Gewölbe sammt andren ahn- 
lichen Dekorationen gehören der späteren Zeit. Zum Schönsten 
seiner Art muss man das ganz prachtvolle, reichvergoldete in 
Blumen und Figuren auslaufende Eisengitter rechnen, welches 
das Kenotaphium des Kaisers umgiebt. Nicht minder werthvoll 
 Ueber alles Dies haben die archivalischen Forschungen 
ben's umfassende Aufschlüsse gebracht. 
Schön-
	        
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