Kap. XII.
Länder.
österreichischen
Die
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Erinnern wir nun noch an den oben bereits erwähnten
Brunnen auf dem Hauptplatz, so ist die spärliche Auslese er-
schöpft. Nur eines stattlichen, reich durchgeführten Brunnens
in Friesach hätten wir etwa noch Erwähnung zu thun; doch
ist derselbe in Nachahmung italienischer Werke mehr plastisch
als architektonisch bedeutend. Ein achteckig-es Becken bildet
den Wasserbehälter, an den Flächen mit mythologischen Reliefs,
an den einfassenden Pilastern mit Renaissance-Ornamenten ge-
schmückt. Aus der Mitte des Beckens erhebt sich ein mit bärtigen
Atlanten dekorirter Pfeiler, welcher eine schön proiilirte Schaale
trägt; dann folgt ein zweiter, mit spielenden Putten dekorirter
Pfeiler, auf welchem die obere Schaale ruht. Diese endlich wird
von einer zierlichen Bronzegruppe bekrönt. Das Ganze eine
opulente Arbeit, die indess wohl nicht ohne italienischen Beistand
hergestellt worden ist.
Tirol
Salzburg.
und
Tirol ist von allen deutschen Ländern vielleicht dasjenige,
Welches von jeher in nächster und lebendigster Verbindung mit
Italien gestanden hat. Hier ist das deutsche Volksthum über
den höchsten Kamm der Gebirge wie ein Keil weit südwärts
111,8 Wälsche vorgedrungen. Eine der lebhaftesten Handels-
Strassen zog seit alten Zeiten über die tirolischen Gebirgspasse,
namentlich den Brenner, nach dem Süden, um die Verbindung
mit. Venedig aufzusuchen und dadurch den ganzen Handels-
Vefkehi- mit der Levante dem deutschen Binnenlande zu ver-
mitteln. 1m künstlerischen Leben hat sich durch diese Ver-
hältnisse ein Hin- und Herwogen des deutschen und des
Italienischen Einiiusses herausgebildet. Jenseits des Brenner
kann man diesem interessanten Prozess auf Schritt und Tritt
Paßllgehen. Wie manniehfach sind in Brixen und Bozen die
{talienischen Motive mit den deutschen gekreuzt! Genau so wie
11] den Bergformen und der Vegetation deutsches Alpengebiet
sich mit dem Charakter, den Formen und den Produkten des
Südens mischt. Erst in Trient hat dann Italien völlig den Sieg
davon getragen, und Land und Leute, Sprache und Gesittung,
Kunst und Kultur gestalten sich völlig im Sinne des Südens.
Der Ort, wo jene Kreuzung und Mischung der beiden Kul-
turen am lebhaftesten zu Tage tritt, ist Bozen. Unverkennbar
Spricht sich dies in dem monumentalen Hauptbau der Stadt noch
am Ende des Mittelalters aus. Die Pfarrkirche zeigt schon in
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