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III. Buch.
in Deutschland.
Renaissance"
ähnlichem Zwecke erbaut. Es istim Ganzen ein geringes Werk,
nur an der einen Ecke durch einen polygonen Erkerthurm aus-
gezeichnet, im Innern ohne alle Bedeutung, merkwürdigerweise
aber durch ein köstliches Portal von weissem Marmor geschmückt,
von dem man fast glauben möchte, es habe sich beim Schloss-
bau als überiiüssig herausgestellt und hier eine nachträgliche
Verwendung gefunden. Ueber dem Portal sieht man das Wappen
des Erbauers und die Jahrzahl MDXXXVII. Es wird wohl keinem
Zweifel unterliegen, dass dies Nebengebäude erst nach dem Haupt-
bau ausgeführt worden ist. Die architektonische Composition des
letzteren klingt besonders darin an, dass in beiden oberen Ge-
schossen die Hauptaxe über dem Portal durch paarweis gekuppelte
Fenster markirt wird.
Dass jener vornehme Prachtbau nicht umhin konnte, in
seiner Umgebung einen gewissen Einfluss zu üben, erkennt man
deutlich an mehreren Arkadenhöfen, freilich von sehr geringer
Beschaffenheit, die sich in den besseren Hausern des Ortes
befinden.
Mit diesem einzelnen Meisterstück scheint die Frührenaissance
in Kärnthen zu verstummen. Es kamen auch hier die Zeiten
tiefer Erregung des religiösen Lebens. Das ganze Land, der
Adel an der Spitze, warf sich der reformatorischen Bewegung in
die Arme. Wir haben oben Beispiele davon gegeben, wie über-
all auch hier in den Städten der Protestantismus zur Macht, ja
fast zur Alleinherrschaft gelangt war. Ohne Zweifel hatte diese
geistige Erneuerung umgestaltend auf das ganze Leben gewirkt
und auch die Kunst verjüngt. Aber nachdem noch der Statt-
halter Johann Friedrich Hofmann, Freiherr auf Grünbüchel und
Strechau, seit 1578 die neue Lehre auf's Kraftigste gefördert
hatte, kam mit dem Regierungsantritt des Fürstbischofs Ernst
von Mangersdorf 1583 die Reaction zur Herrschaft, und in kurzer
Frist wurde auch in Kärnthen der Katholicismus mit Gewalt der
Waffen wiederhergestellt. 1) Wenn man auch zuerst gegen die
Stande schonend verfuhr, so wurden doch auch diese endlich
gezwungen katholisch zu werden, oder auszuwandern und ihre
Güter coniisciren zu lassen. Manche zogen, um ihrer Ueber-
zeugung treu zu bleiben, letzteres vor, wie denn zwei Kheven-
hiller ihr Heimathland verliessen und in schwedische Dienste
traten. Unter diesen Verhältnissen konnte die Kunst unmöglich
gedeihen, und wir werden uns nicht wundern, dass selbst die
Landeshauptstadt Klagenfurt in architektonischer Hinsicht einen
Genaueres bei H.
Hermann
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