Kap-
XII.
Die österreichischen Länder.
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Die Anordnung der Räume im Hauptgeschoss (vergl. die
Grundrisse Fig. 168-169) folgt ebenfalls italienischer Tradition,
wie ja schon die Anlage der Treppe und der Arkaden auf Ein-
flüsse des Südens deutet. Den Hauptraum bildet der gmsse
längliche Saal über der Eingangshalle des Erdgeschosses, zu
beiden Seiten stossen andere stattliche Räume an, während die
privaten W0hn- und Schlafgemächer den westlichen und süd-
lichen Flügel, also die Gartenseite mit den herrlichen Ausblicken
in's Gebirge einnehmen. Alles ist klar und übersichtlich im
Sinne italienischer Palastanlagen. Die Ausstattung der Raume,
zwar würdig, ist jüngerenbDatums. Von der ursprünglichen scheint
nichts mehr vorhanden.
Die Entstehung dieses edlen Baues darf mit aller Wahr-
scheinlichkeit in die ersten Decennien des 16. Jahrhunderts
gesetzt werden. Zwar habe ich keine Spur einer Jahreszahl an
ihm entdecken können, aber die ganze Kunstweisc deutet auf
diese Zeit hin. Es ist offenbar eine der letzten Blüthen der Früh-
renaissance Oberitaliens. Eine Bestätigung erhält diese Datirung
durch ein der Hauptfront des Schlosses in einiger Entfernung
gegenüberliegendes Gebäude, jetzt als" Bezirksamt dienend,
Offenbar von derselben Herrschaft und zwar wahrscheinlich zu