Kap
XII.
österreichischen Länder.
Die
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eine Gliederung und an den Ecken eine kräftige Umrahmung.
Reicheren Schmuck hat nur das Portal erhalten, das von köst-
lichen Ornamenten im Stile der feinsten venezianischen Früh-
renaissance förmlich bedeckt ist. Die einfassenden vertretenden
Säulen sind in spielender Weise nach unten korbartig ausge-
baueht und mit Fleehtwerk umwunden, eine kindliche Art von
Charakteristik, deren erste Spuren in der Renaissance sich an
Albertfs Meisterbau, S. Francesco zu Rimini nachweisen lassen.
Das Wappen des Erbauers, von üppiger Ornamentik umgeben,
krönt diesen prächtigen Portalbau.
Die übrigen Theile des Aeussern sind ganz schlicht behan-
delt. An der westlichen Seite tritt nur ein kleiner Rundthurm
vor; die Südseite hat dagegen in der Mitte ein zierliches Portal,
das in den Garten führt. Elegante korinthisehe Pilaster fassen
es ein, an den Postamenten mit Flaehreliefs geschmückt, Her-
kules im Kampf mit dem Nemäisehen Löwen, andrerseits mit
Antäus darstellend. Auch diese Arbeiten, sowie in den Bogen-
zwiekeln die schwebenden Figuren mit Füllhörnern verrathen die
Hand von Künstlern der lombardischen Schule, welche seit dem
15. Jahrhundert die ganze Bildhauerei Oberitaliens bis nach Ve-
nedig hinein beherrschten und hier wohl ihre nördlichste Ver-
zweigung getrieben haben.
Ein entschieden späterer Anbau ist das grosse Portal, wel-
ches in derber dorischer Rustika neben der Ostseite des Palastes
von aussen den Zugang zum Garten vermittelt, von einem
schmalen Pförtchen begleitet. Eine prunkvolle Inschrift nennt
Graf Johann von Ortenburg als Erbauer desselben.
Tritt man durch das Hauptportal in's Innere des Schlosses,
so enthüllt sich erst die ganze Bedeutsamkeit der Anlage. Man
befindet sich in einem grossen von Arkaden umschlossenen Hofe,
der den reichsten Palasthöfen Italiens nichts nachgiebt, ja durch
die Anlage der Treppe und ihre Verbindung mit den Bogen-
hallen an malerischem Reiz den meisten überlegen ist. Unsere
Abbildung Fig. 167, nach einer Photographie ausgeführt, giebt
die nordwestliche Ecke dieses schönen Hofes. Frei behandelte
ionische Säulen nehmen im Erdgeschoss die Arkaden auf, wah-
rend korinthisirende kurzstammige Stützen das Treppenhaus und
die obern Arkaden tragen. Elegant durchbrochene Balustraden,
von reichen Pfeilern rhythmisch getheilt, dienen der Treppe wie
den oberen Arkadengängen als Einfassung. Ueberall in den Bogen-
zwickeln, den Pilasteriiächen, den Postamenten und Brüstungs-
feldern ist zierliches Ornament in Ranken und Laubwerk, aber
auch in figürlichen Reliefs, besonders in Medaillons mit Brust-