Kap"
XII.
österreichischen Länder.
Die
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lebhaften Betrieb der Bildhauerei. Eins der merkwürdigsten
Werke der plastischen Kunst vom Ende dieser Epoche ist der
grosse Brunnen auf dem Hauptplatz zu Klagenfurt, ein Her-
kules mit der Keule, in einem grossen länglichen Bassin stehend
und die Keule gegen einen riesigen wohl 24 Fuss langen Lind-
wurm schwingend, der mit grosser Mühe aus einem einzigen
Granitblock gehauen ist. Als das Werk, vollendet War, wurde
es von dreihundert Knaben, wie die Chroniken erzählenf) wie
ein Palladium über die Villacherthorbrücke festlich geschmückt
auf Walzen in die Stadt gezogen (1634). Von dem prächtigen
Eisengitter, das die riesige Brunnenschaale einfasst, geben wir
in Fig. 165 eine Probe.
Neben der Blüthe der Kleinkünste und des Kunstgewerbes
tritt auch hier die Architektur nur in vereinzelten Leistungen
auf. Gleich zu Anfang der Epoche beginnt sie freilich mit einer
der edelsten Schöpfungen, welche die Renaissance auf deutschem
Boden aufzuweisen "hat; aber es ist durchaus in Anlage und
Durchführung das Werk italienischer Künstler und scheint im
ganzen Lande vereinzelt geblieben zu sein. Ich meine das pracht-
volle Schloss des Fürsten Porzia in Spital an der Drau, nach
dem Zeugniss des Wappens am Portal ursprünglich von einem
Grafen Ortenburg erbaut. Es gehört zu den grössten Ueberrasch-
ungen, am Ausgang des unscheinbaren bedeutungslosen Fleckens
ein solches Prachtwerk edelster Frührenaissance zu finden. Das
Schloss, ganz im Charakter italienischer Stadtpalaste angelegt, richtet
seine nördliche Hauptfront gegen die Strasse und ist nach Westen
und Süden von einem grossen parkartigen Garten umschlossen,
der den Blick in die herrlichste Alpenlandschaft mit ihren weit-
hingedehnten grünen Matten und den gewaltigen Gebirgslinien
frei giebt. Inmitten dieser echt deutschen Hcchgebirgslandschaft,
in der man eher eine malerische mittelalterliche Burg erwarten
sollte, wird man doppelt überrascht, eine völlig regelmässige ita-
lienische Palastanlage zu finden. Nur an der nordwestlichen Ecke
der runde Thurm, sowieein ähnlicher an der südöstlichen Ecke
gegen den Garten hin, der jedoch ein späterer Zusatz scheint, ver-
treten nordische Anschauungen. Die Behandlung des Aeussern ist
übrigens ziemlich einfach und prunklos, selbst an der Hauptfacade
sind die Gliederungen und dekorativen Formen sparsam angewendet,
die Flächen sogar durchweg verputzt, nur die architektonischen
Glieder, die Pilastcr sowie die Einfassungen der Fenster und Thüren
aus dem feinen marmorartigen Kalkstein gebildet, der in der Gegend
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Hermann a.
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