Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

Kap. XII. 
Die österreichischen Länder. 
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fügig. Der Hof hat ebenfalls unbedeutende Arkaden auf toska- 
nischen Saulen. Dies Alles, sowie die Gliederung der in Stuck 
ausgeführten Fagade, besonders auch die Einfassung der Fenster 
verräth den Einfluss von Graz, namentlich vom Landhause, aber 
auf einer provinziell verkümmerten, degradirten Stufe. Es scheint, 
dass in diesen Gegenden, wo man nicht im Stande war, ita- 
lienische Künstler herbeizuziehen, die eigne Sehöpferkraft nicht 
ausreichte, bedeutendere Werke zu schaffen. Ein Portal an einem 
Hause der Postgasse, vom Jahre 1609, trägt denselben dürftigen 
Charakter, mag aber Wegen seiner Inschrift hier eine Stelle 
finden, da der Bauherr sich darin verewigt hat: „Urban Munnich 
bin ich genant, in hohen teutschen Landen wol bekant, in der 
Schlesie bin ich geboren, zu Marburk hab' ich mein Bhausung 
erkoren, idaselbs zu bleiben bis in mein tot, dazu helf mir der 
ewige Gott." 
Höhere künstlerische Ausbildung scheinen auch hier nur die 
Schlossbauten aufzuweisen. So namentlich die umfangreiche 
Riegersburg, Welche die Gräfin Galler nicht blos als befestigte 
Burg, sondern auch als einen mit aller Pracht ausgestatteten 
Herrensitz durchführen liess. In ähnlicher Weise erbauten die 
Fürsten von Eggenburg ihr gleichnamiges Schloss bei Graz. 
Einzelne Theile aus dieser Zeit sollen noch an andern Herren- 
sitzen des Landes erhalten sein; so in Schrattenberg (Fresken 
und Ocfen), Murau, Trautenfels, Negau und an der zum Ab- 
bruch bestimmten Burg 'l'halberg'. Hier stammt ein Gebäude- 
Üügel mit prächtigem Saal und Treppenhaus angeblich aus der 
Zeit des berühmten Siegmund von Dietrichstein, eines Freundes 
von Kaiser Max "I. Dagegen scheint das kleine Schloss Felsen- 
berg in der Nähe des Lavanter Tobel bei Graz schon stark 
mit Baroekformen gemischt zu sein. 
Was von kirchlichen Bauten dieser Zeit angehört, trägt durch- 
aus, wie das schon erwähnte Mausoleum in Graz, den Stempel 
italienischer Kunst. So die Kuppelkirchen des ehemaligen Chor- 
herrenstiftes P öllau und des Benedictinerstiftes Oberburg, letz- 
Tßfe auf den Substructionen der alten romanischen Basilika er- 
baut. So auch das Mausoleum Erzherzog Karls II in Seckau, 
ein verschwenderisch ausgestattetes Werk vom Jahre 1588, als 
(lessen Künstler inschriftlich Theodoms Gysius und Alexander de 
Ifyßrdetz sich nennen. Ersterer offenbar ein Italiener. 
Noeh mehr vereinzelt als in den übrigen Provinzen scheinen 
(lle Spuren der Renaissance 1n Kärnthen. Doch hat die Kunst-
	        
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