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III. Buch.
Renaissance in Deutschland.
namentlich das Viertel unter dem Manhardsberg, Wohin auch die
Rosenburg und Schloss Göllersdorf gehören, zu enthalten. Hier
ist auch am ersten von einer eigentlich deutschen Renaissance
zu reden. In Znaim soll das Rathhaus Renaissanceformen zei-
gen, in Krems wird ein Privathaus mit zierlichem polygonem
Erker, daran Reliefs von Landsknechtscenen, höchlich gerühmt.
Besonders anziehend aber scheint Eggenburg, ein kleines, sehr
interessantes Städtchen mit einer Kirche theils romanisch, theils
gothisch, und mit einer vollständig erhaltenen Stadtbefestigung
aus dem 16. Jahrhundert. Bemerkenswerth vor Allem das sog.
gemalte Haus, mit braunen Sgraffitozeichnungen an der ganzen
Aussenseite überzogen. Wir ünden Scenen der biblischen Ge-
schichte mit riesigen Figuren, etliche mythologische Darstellungen
und statt der Gesimsleisten Spruchbänder mit Inschriften theils
religiösen, theils heiteren Inhalts. Als Anfertigungszeit ist der
Mai des Jahres MDXLVII auf einem Schriftbande angegeben.
Das Haus selbst "zeigt in den Thorbögen, Fensterrahmen und
Thüren den Charakter der Renaissance, die unteren Räume sind
stumpfspitzbogig überwölbt, gegen den Hofraum theilweise eine
rundbogige Arcatur. Der Erker hat noch den Charakter der
Spätgothik.
und Kärnthen.
Steiermark
Auch in Steiermark wurde die Renaissance durch die Kunst-
liebe der Fürsten und des Adels eingeführt; aber auch hier blieb
sie wesentlich das Erzeugniss fremder Künstler. Die bedeuten-
deren Bauten des Landes scheinen in der That italienischen
Ursprunges. Der künstlerischen Entwickelung gereichte es zu
besonderer Förderung, dass die Landeshauptstadt eine Zeit lang
Sitz einer selbständigen fürstlichen Seitenlinie war. Unter Erz-
herzog Karl II begann die Renaissance sich zu entfalten; auch
Erzherzog Ernst und im Ausgang der Epoche Erzherzog Ferdi-
nand, als Ferdinand II nachmals deutscher Kaiser, wandten dem
künstlerischen Schafen ihre Theilnahme zu.
Das Selbständigste und Bedeutendste indess, was das Land
in dieser Epoche hervor-brachte, waren die Schöpfungen der
Kleinkünste und Kunstgewerbe. Zunächst sind die Arbeiten der
Töpfer hervorzuheben, von denen mehrfach in den prächtigen
Oefen der Schlösser ansehnliche Proben vorliegen. So in der
Burg zu Graz, in den Schlössern Murau, Rißgßrsburg:
Hollenegg und Schrattenberg. Vor Allem aber zeichnet sich