Kap
XII.
Die
österreichischen Länder.
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ganzen Lande. An der Unterseite sind Reliefornamente aller Art
angebracht, Thiere, Jagdscenen, Büsten etc. und die Jahrzahl
1555. Ein sehr schöner Renaissancebau von 1650 ist die Burg
Schleinitz bei Eggenburg, leider bereits sehr verfallen. Der
mit Marmorplatten belegte grosse- Saal im zweiten Stockwerk
hat einen vorzüglichen Stuccoplafond. Sodann das nordöstlich
von Wiener-Neustadt gelegene Schloss von Ebreichsdorf, eine
ehemalige Wasserveste, im Viereck erbaut mit mäehtigem Thurm
an einer Ecke, leider stark restaurirt; sehr interessant die Wappen-
reihe über den Bogen des Erdgeschosses der Hofseite, um 1560.
Am Friedhofe daselbst steht eine Tumba, als Bekrönung des
Grufthügels, in dessen Gewölbe sich das Erbgrabmal der Familie
Beck v. Leopoldsdorf befindet. Die Tumba, im Stile der reinsten
Renaissance gebildet und mit vielen Wappen geziert, gehört in
die letzten Jahre des 16. Jahrhunderts. In Gaming zählen von
den noch bestehenden Gebäudetheilen der ehemaligen Karthause
die Praelatur mit dem prachtvollen Bibliotheksaal, ferner der
zweite Klosterhof mit den offenen Galerien, endlich und zwar
insbesondere das herrliche Kirchenportal noch zur guten Re-
naissance. Sie entstanden 1609 unter Prior Hilarion. In
Klosterneuburg ist das ältere Conventgebäude, ein Bau aus
dem Ende des 16. Jahrhunderts, namentlich aber der Priester-
gang als Werk der Renaissance sehr beachtenswerth. Ein ande-
Per ebenfalls als bedeutend geschilderter Bau ist endlich das
Schloss von Michelstätten. Es stammt aus der Zeit um 1600
und gehört seinen Formen nach den letzten Jahren der schönen
Renaissance an. Vor allem wird es dadurch merkwürdig, dass,
Während damals die feudalen Grossgrundbesitzer auf den neu
entstandenen Landsitzen die Wehranlagen auf ein Minimum be-
schränkten, um eine reiche Entfaltung des Bauwerks nach Aussen
möglich zu machen, bei diesem Gebäude das Gegentheil befolgt
wurde. Nach Aussen wehrhaft, düster, sehmucklos angelegt, er-
hielt das Schloss im Innern eine Doppelreihe rundbogiger auf
Säulen ruhender Arkaden, wodurch offene Hallen, Galerien, ge-
Täumige Vorplätze und Communicationen ermöglicht wurden. Im
Grundrisse bildet das Gebäude ein Seehzehneck, das nach Aussen
nur die mit kleinen Fenstern versehenen Feuermauern und an
den Ecken Strebepfeiler zeigt; das Dach hat nur eine Ab-
schrägung und zwar gegen Innen, ist somit an der Aussenseite
nicht sichtbar. In Mitte des Hofes ein mächtiger, prachtvoller
Renaissance-Brunnen, die untere Schale ein Sechseck, die obere
lnuschelförmige Schale rund; die untere mit Wappen. Das Ganze
mit wasserspeienden Genien, Larven, Trophäen und Blumen-