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III. Buch.
Renaissance in Deutschland.
Cassetten. In den Bogenzwickeln bilden die Füllung schöne
Brustbilder, ein männliches und ein weibliches, eingefasst in
Kränze mit flatternden Bändern. Darüber ein krönendes Giebel-
feld mit dem grossen reichbemalten Wappen, das von zwei Grei-
fen bewacht wird. Die Oomposition des Ganzen, die Feinheit
der Ausführung, die Eleganz der architektonischen Glieder, das
Alles zeugt für einen italienischen Meister. An der Rückseite
der Kaserne ein kleineres Portal aus derselben Zeit mit gleich-
lautender Inschrift, in Anlage und Ausstattung einfacher. Am
Gebälk halten zwei etwas steife Genien das ebenfalls bemalte
Wappen.
In den übrigen Theilen des Erzherzogthnms sind allem An-
scheine nach ein Paar Schlossbauten das Werthvollere aus dieser
Epoche. Zunächst das Schloss Schalaburg bei Mölk, zwischen
1530 und 1601 hauptsächlich unter Johann Wilhelm Ritter von
Losenstein errichtet. Da dasselbe durch die Aufnahmen der
Wiener Bauschule veröffentlicht ist, kann ich mich xauf einige
Andeutungen beschränken. Die ältesten Partien scheinen bis in's
13. oder gar in's '12. Jahrhundert hinaufzureichen. Den künst-
lerischen Kern der Anlage bildet jedoch der Hof mit seinen
prächtigen Arkaden, von denen ich unter Fig. 156 nach einer
Photographie mit Zuziehung jener Aufnahme eine Anschauung
gebe. Auf drei Seiten umgiebt den Hof ein Bogengang auf
Säulen, darüber eine Galerie auf Pfeilern im ersten Stock, zu
welcher zwei mit zierlichen Eisengittern eingefasste Treppen
hinaufführen. Hier herrscht die höchste Opulenz der Ausstattung:
die Säulen bestehen aus rothem Marmor; die Stylobate der
oberen Pfeiler sind mit Reliefdarstellung-en der Thaten des He-
rakles in zierlichen Nischen geschmückt; dazu kommen phan-
tastisch behandelte hermenartige Figuren, als Bekleidung der
Pilasterilachen; ferner an den Bogenzwickeln die Wappen der
Familie Losenstein und ihrer Verwandten und endlich zahlreiche
Portraitbüsten am oberen Fries. Die Innenwand der Galerie ist
mit grossen Medaillons römischer Kaiser geschmückt. Wunder-
lich, fast im Charakter mittelalterlich-romanischer Bauten sind
die ionischen Halbsäulchen vor den Pilastern des oberen Bogen-
feldes, wie denn überhaupt die Composition nichts weniger als
correct, vielmehr sehr willkürlich sich ausweist. Muss man darin
wohl das Walten einheimischer Künstler erkennen, so zeugen
dagegen die herrlichen ornamentalen Reliefs, welche die Seiten-
flachen der oberen Pfeiler bedecken, bei reichster Erfindungs-
äabe von italienischer Anmuth. Noch merkwürdiger, dass diese
köstlichen Reliefs sämmtlich aus gebranntem Thon bestehen. Die