KaD-
XII.
Länder.
österreichischen
Die
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fassen. Den alten Zustand erkennt man auf dem 1547 von
Bonifacius Wolmuet entworfenen Plan der Stadt und auf der von
1552 datirenden Abbildung von Hans Sebald Lautensack, auf wel-
cher man das in demselben Jahr errichtete Portal mit dem Namen
und den Titeln Ferdinands sieht. Der Durchgangsbogen dieses Por-
tals enthält den einzigen Rest der künstlerischen Aussmückung'
Jener Zeit. Das flache Spiegelgewölbe desselben ist in treiTlicher
Eintheilung mit hübschen Fresken bedeckt. Die blauen Haupt-
felder enthalten Wappen zwischen Goldornamenten; mit ihnen
Wechseln weisse Felder mit vielfarbigen Arabesken im phan-
tastischen Stil "üppig entwickelter Renaissance, nicht gerade von
besonderer Feinheit, aber lebensvoll und von harmonischer Wir-
kung. Die Spiegelfläche schmückt das österreichische Wappen
{auf blauem Grund. Gemalte Bronzehermen, in grauen Feldern
111 den vier Ecken angebracht, scheinen das Mittelfeld zu halten.
Der Name des Malers, der sich dabei selbst conterfeit hat, heisst
Battisza Portal Das ist alles was hier von Renaissance vorhan-
den. Die 1559 an lllaximilian II erbaute 1) sogenannte Stall-
burg zeigt nichts Bemerkenswerthes.
Eben so wenig ist im Landhaus etwas aus dieser Zeit er-
halten. Die Dekoration des grossen Saales datirt aus späterer
Zeit. Wie sehr es übrigens während der ganzen Epoche in Wien
gebräuchlich blieb, italienische Künstler heranzuziehen, sieht man
daraus, dass als 1542 bis 1561 die Stadt neu befestigt und mit
Basteien umgeben wurde, neben den deutschen Architekten
Hermes Sclzallantzer, Oberbaumeister der Stadt, Augustin Hirsch-
Pvgel und Bonifacizes Wblmuet auch die Italiener Francesco de Poco
Von Mailand und Domenico Illalio aus Karnthen zur Verwendung
kamen. 1)
Ein Prachtstück italienischer Renaissance besitzt Wiener-
Neustadt in dem Hauptportal der jetzigen Artilleriekaserne,
laut der schönen lateinischen Inschrift 1524 durch Ferdinand I
als Zeughaus erbaut. Das Portal nimmt die Mitte des östlichen
Flügels an dem sonst unscheinbaren Bau ein, gegenüber dem
alten Schloss, dessen Kapelle ein reiches Werk spätgothischer
Zeit. Die Renaissance hat hier dem Mittelalter gegenüber ihr
Bestes versucht und ein kleines Meisterstück geschalfen. Elegante
Rallmenpilaster mit antikisirenden Kaiserköpfen in Medaillons
bilden die Einfassung. Die Kapitale, frei korinthisirend mit
Akanthus, Greifen und Genien, gehören zum Besten der Re-
naissance. Die Bogenlaibung zeigt Engelköpfchen in flachen
Tschisehka a.
313.
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Ebenda S.