Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

KaD- 
XII. 
Länder. 
österreichischen 
Die 
585 
fassen. Den alten Zustand erkennt man auf dem 1547 von 
Bonifacius Wolmuet entworfenen Plan der Stadt und auf der von 
1552 datirenden Abbildung von Hans Sebald Lautensack, auf wel- 
cher man das in demselben Jahr errichtete Portal mit dem Namen 
und den Titeln Ferdinands sieht. Der Durchgangsbogen dieses Por- 
tals enthält den einzigen Rest der künstlerischen Aussmückung' 
Jener Zeit. Das flache Spiegelgewölbe desselben ist in treiTlicher 
Eintheilung mit hübschen Fresken bedeckt. Die blauen Haupt- 
felder enthalten Wappen zwischen Goldornamenten; mit ihnen 
Wechseln weisse Felder mit vielfarbigen Arabesken im phan- 
tastischen Stil "üppig entwickelter Renaissance, nicht gerade von 
besonderer Feinheit, aber lebensvoll und von harmonischer Wir- 
kung. Die Spiegelfläche schmückt das österreichische Wappen 
{auf blauem Grund. Gemalte Bronzehermen, in grauen Feldern 
111 den vier Ecken angebracht, scheinen das Mittelfeld zu halten. 
Der Name des Malers, der sich dabei selbst conterfeit hat, heisst 
Battisza Portal Das ist alles was hier von Renaissance vorhan- 
den. Die 1559 an lllaximilian II erbaute 1) sogenannte Stall- 
burg zeigt nichts Bemerkenswerthes. 
Eben so wenig ist im Landhaus etwas aus dieser Zeit er- 
halten. Die Dekoration des grossen Saales datirt aus späterer 
Zeit. Wie sehr es übrigens während der ganzen Epoche in Wien 
gebräuchlich blieb, italienische Künstler heranzuziehen, sieht man 
daraus, dass als 1542 bis 1561 die Stadt neu befestigt und mit 
Basteien umgeben wurde, neben den deutschen Architekten 
Hermes Sclzallantzer, Oberbaumeister der Stadt, Augustin Hirsch- 
Pvgel und Bonifacizes Wblmuet auch die Italiener Francesco de Poco 
Von Mailand und Domenico Illalio aus Karnthen zur Verwendung 
kamen. 1)   
Ein Prachtstück italienischer Renaissance besitzt Wiener- 
Neustadt in dem Hauptportal der jetzigen Artilleriekaserne, 
laut der schönen lateinischen Inschrift 1524 durch Ferdinand I 
als Zeughaus erbaut. Das Portal nimmt die Mitte des östlichen 
Flügels an dem sonst unscheinbaren Bau ein, gegenüber dem 
alten Schloss, dessen Kapelle ein reiches Werk spätgothischer 
Zeit. Die Renaissance hat hier dem Mittelalter gegenüber ihr 
Bestes versucht und ein kleines Meisterstück geschalfen. Elegante 
Rallmenpilaster mit antikisirenden Kaiserköpfen in Medaillons 
bilden die Einfassung. Die Kapitale, frei korinthisirend mit 
Akanthus, Greifen und Genien, gehören zum Besten der Re- 
naissance. Die Bogenlaibung zeigt Engelköpfchen in flachen 
 
Tschisehka a. 
313. 
301 
Ebenda S.
	        
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